Historische Eisenbahnen, besonders wenn sie mit Dampf betrieben werden, begeistern weite Teile der Bevölkerung. Entsprechend groß ist die Zahl derer, die sich intensiver damit beschäftigen. Um den Erhalt dieses technischen Erbes kümmern sich deshalb mehrere →Vereine in der Region.
Umfangreich ist auch die Literatur zu diesem Thema, daher an dieser Stelle nur eine kurze Zusammenfassung der geschichtlichen Entwicklung.
Der Eisenbahnknoten Ulm
Zehn Jahre nachdem in Deutschland die erste Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth fuhr bekam auch Württemberg seine erste Bahn. Sie führte erst einmal nur von Cannstatt nach Untertürkheim. Aber schon weitere 5 Jahre später, 1850, konnte die Verlängerung dieser Ostbahn genannten Strecke über die Schwäbische Alb hinweg bis nach Ulm eröffnet werden.
Quelle: Ulmer Bilderchronik Bd.2
Im gleichen Jahr erreichte auch die Südbahn von Friedrichshafen aus Ulm.
Neben wirtschaftlichen Gründen soll für den Bau dieser ersten und schwierigen Bahnverbindung auch der Wunsch von König Wilhelm I. von Württemberg ausschlaggebend gewesen sein, schnell und komfortabel von seiner Residenz am Bodensee zu Regierungsgeschäften nach Stuttgart reisen zu können.
Das im Bahnbau führende Bayen hatte bereits 1840 die Teilstrecke München – Augsburg der bayerischen Ludwigs-Süd-Nord-Bahn eröffnet. Deren Verlängerung nach Ulm und die Herstellung einer unmittelbaren Verbindung zwischen den beiden Staatseisenbahnen der Länder Bayern und Württemberg erfolgte im Jahr 1854.
Die Gleise nach Neu-Ulm lagen zwar schon seit einem ein Jahr, der Bau der Donaubrücke, nach den gerade regierenden Herrschern Wilhelm-Maximilan-Brücke genannt, dauerte jedoch länger als geplant. Die Fahrgäste mussten in der Zwischenzeit den Weg zwischen den Bahnhöfen zu Fuß oder per Kutsche zurücklegen.
Auch Kempten war stark an einer Eisenbahnverbindung interessiert und bemühte sich zeitig um eine Konzession. Die Illertalbahn von Neu-Ulm bis Memmingen konnte 1862 mit einem großen Fest in Memmingen eingeweiht werden, die Fortsetzung nach Kempten erfolgte ein Jahr später.
Bei der Donautalbahn Richtung Schwarzwald war die politische Lage schwieriger. Hier mussten nicht nur mit Baden sondern auch mit dem für das hohenzollerische Gebiet zuständige Preussen Verträge ausgehandelt werden. Die Stecke wurde daher in mehreren Etappen geplant und gebaut. Der Abschnitt von Ulm bis Blaubeuren ging im August 1868 in Betrieb.
Ganz schwierig zu realisieren war dann die von Württemberg lange gewünschte Strecke Aalen-Heidenheim-Ulm, die Brenztalbahn.
Bayern fürchtet eine Konkurenz zu seiner Bahn über Nördlingen nach Lindau und dem Anschluß an das österreichische und schweizer Netz. In einem Staatsvertrag zwischen den Königreichen Bayern und Württemberg über die Fortsetzung der Remstalbahn Stuttgart – Wasseralfingen bis zur Landesgrenze bei Nördlingen und den dortigen Anschluss an das bayerische Netz musste sich deshalb Württemberg für die Dauer von 12 Jahren verpflichten keine Schienenverbindung zwischen dieser und der Ostbahn Cannstatt – Ulm herzustellen. Die Brenztalbahn wies daher bis 1876 in dem über das bayerische Staatsgebiet führenden Teil zwischen Heidenheim und Ulm eine Lücke auf.
Eröffnung der Bahnstrecken
01.06.1850 | Biberach - Ulm (Südbahn) |
29.06.1850 | Stuttgart - Ulm (Ostbahn) |
26.09.1853 | Augsburg - Neu-Ulm (Bayerische Maximiliansbahn) |
01.05.1854 | Neu-Ulm - Ulm |
11.10.1862 | Memmingen - Ulm (Illertalbahn) |
02.08.1868 | Blaubeuren - Ulm (Donaubahn) |
05.01.1876 | Heidenh. - Ulm (Brenzbahn) |
Am 20.März 1892 geht das zweite Gleis der Strecke Augsburg-Ulm in Betrieb.
Die Strecke Ulm-Friedrichshafen wird im November 1912 bis ins Donautal zweigleisig ausgebaut, der vollständige 2-gleisige Betrieb bis Friedrichshafen am 21.Okt.1913 eingeführt.4
Anfang 1931 wurde mit die Elektrifizierung der Strecke München - Suttgart begonnen. Dazu musste allerdings ein Teil der Ulmer Bundesfestung abgerissen werden.
Am 11.April 1933 trifft der erste elektrisch betriebene Zug aus Augsburg in Ulm ein, 14 Tage später erfolgt die Betriebsaufnahme auf dem Abschnitt München-Augsburg-Ulm. Der erste Zug mit einer E-Lok aus Stuttgart kommt am 5.Mai 1933 in Ulm an. Der elektrische Zugbetrieb auf der durchgehenden Strecke München-Augsburg-Ulm-Stuttgart wird am 30.Mai 1933 aufgenommen.
Einen Monat später durchfährt der damals schnellste elektrische D-Zug der Welt auf einer Probefahrt den Ulmer Bahnhof. Er legt die 240 km lange Strecke München-Stuttgart in 146 Minuten zurück. (Ulm-Stuttgart, 59 Min.) 5
Diese Magistrale blieb dann fast 90 Jahre lang die einzige Strecke unter Strom im Ulmer Raum. Die Südbahn nach Friedrichshafen ist erst seit Dezember 2021 elektrifiziert.
Zum 1850 eröffneten Ulmer Bahnhof gehörten auch schon Güterschuppen und Verladerampen im unmittelbaren Umfeld der Gleisanlagen. Diese reichten jedoch bald nicht mehr aus, ab 1890 waren deshalb umfangreiche Umbaumaßnahmen am Bahnhof notwendig. Gleise wurden verlegt, das Empfangsgebäude ersetzt, Unterführungen und Brücken gebaut und die Güterabfertigung auf die Südseite des Michelsberg verlegt.
Aber auch das war auf Dauer nicht ausreichend, der Ulmer Bahnhof war schließlich einer der bedeutendsten im Königreich. König Wilhelm II. ermächtige daher die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen (K.W.St.E.) 1899 per Dekret zum Bau eines neuen Rangier- und Güterbahnhofs im Westen der Stadt, der dann 1911 vollendet werden konnte.
Zur Unterscheidung der einzelnen Bahnlagen trägt der Personenbahnhof seit 12.Juni 1911 den Titel "Hauptbahnhof"4.
Um Platz zu schaffen für den neuen Rangierbahnhof mussten die Gleise der Donaubahn nach Norden verschoben und der Söflinger Bahnhof, der bisher auf der Südseite der Donaubahn stand, abgerissen und im Bleicherhag (heute In der Wanne) neu gebaut werden. Die Fußwegunterführung, die den Söflingern nun den Zugang zu ihrem Bahnhof ermöglichen sollte, wird im Mai 1907 zur Benutzung freigegeben.4
Als Kriegsmaßnahme wurde das Gleisfeld des Rangierbahnhofs in den Jahren 1939 und 1942 nach Westen Richtung Ehrenstein erweitert.1
Ebenfalls in den Jahren 1910-1912 wurde innerhalb des Rangierbahnhofs das Bahnbetriebswerk (Bw Rbf) gebaut, von dem einer der drei Ringlokschuppen heute noch erhalten ist und unter Denkmalschutz steht.2 Das Bw wurde 2013 stillgelegt und durch eine neu errichtete Fahrzeuginstantsetzungshalle ersetzt.
Der 1853 eingeweihte
Neu-Ulmer Bahnhof, der neben den notwendigen Güteranlagen als bayerischer Grenzbahnhof auch über ein eigenes Bahnbetriebswerk mit Lokschuppen verfügte, wurde 2007 im Rahmen des Projekts Neu-Ulm 21 auf vier Gleise reduziert und unter die Erde gelegt.
Amateurvideos über den Ulmer Nahverkehr, Aufnahmen von Zug-Mitfahrten rund um Ulm oder Filme über die
Neubaustrecke Stuttgart - Ulm finden sich unzählige im Internet.
Stellvertretend sollen hier zwei youtube-Filme genannt werden die historische Ulmer Ansichten entlang der Straßenbahngleise
zeigen.
Die ARD-Mediathek zeigt in der Reihe SWR Retro zwei interessante Beiträge der Abenschauen aus den 1960er Jahren.
Die SWR-Reihe Eisenbahn-Romantik berichtet hin und wieder über Themen aus dem Ulmer Raum.