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Technik in der Stadt


Zur Entwicklung der Nachrichtenübermittlung innerhalb der Stadt und der Region, der in Ulm eingesetzten Technik zur Teilhabe an den überregionalen aktiven (z.B Telefon) bzw. passiven (z.B. Radio) Kommunikationsmitteln und der Bedeutung des modernen Nachrichtenwesens für die Ulmer Stadtgeschichte gibt es kaum Forschungen und Literatur.


Der Verein →Schwaben TechPark e.V. widmet sich zwar dem Erbe der Ulmer Niederlassungen von AEG-Telefunken, Siemens und Nokia, eine Dokumentation der kommunikationstechnischen Entwicklung findet neben einem umfangreichen virtuellen Museum mit Geräten und Anlagen nur episodenhaft in Form von Zeitzeugenberichten statt.


Post- und Fernmeldewesen

Post

Seit der Mensch die Kulturtechnik des Lesens und Schreibens beherrscht entwickelte er auch Techniken zu einem geregelten Nachrichtenaustausch über längere Distanzen.


Ab dem Mittelalter sind im Raum Ulm sog. Metzgerposten bekannt. Metzger und Viehändler, die viel auf der Alb und im Oberschwäbischen unterwegs waren um Vieh aufzukaufen, übernahmen auf ihren Touren auch Botendienste. Gegen ein Entgelt transportierten sie für Behörden und Privatpersonen Briefe und kleine Pakete und übergaben diese Post entweder dem Empfänger am Bestimmungsort direkt oder an einer Unterwegsstation dem nächsten Händler zum Weitertransport.


Größere Distanzen überwand die sog. Kaufmannspost. Ein Netz von Boten verband ab der Frühen Neuzeit die großen Städte und Handelszentren miteinander.
Die freie Reichsstadt Ulm, die Beziehungen mit der ganzen damals bekannten Welt unterhielt, entsendete regelmäßig Stadtboten nach Nürnberg, Augsburg, Lindau, Straßburg und in andere Städte. Über eine Kooperation mit den Botenanstalten anderer Städte konnte so jeder größere Ort erreicht werden.


Ein eigenes, das ganze deutsche Reich durchziehendes Botennetz hatte im 16.Jahrhundert die lombardische Fürstenfamilie Taxis aufgebaut. Deren Postreiter transportierten die Sendungen, meist Schriftverkehr zwischen Handelshäusern und deren Niederlassungen, in schnellen, regelmäßig verkehrenden Stafetten. Der häufig notwendige Pferdewechsel fand in Herbergen entlang der Route statt. Diese entwickelten sich später zu ausgewiesenen Poststationen.
Der Tarif für den Transport war entfernungsabhängig. Im Verkehrs- und Technikmuseum Berlin findet sich eine Entfernungstabelle "zu denen führnehmsten Städten in Teutschland" aus dem Jahr 1720, auf der "Ulm, Ulma, an der Thonau, in Schwaben" zwischen Trier und Venedig, Weimar und Wien gelistet ist.


Schon zum Ende des 15.Jahrhunderts soll es einen Postkurs von Innsbruck nach Brüssel gegeben haben, der erst über Söflingen, später über Elchingen geführt haben soll.
Ab ca. 1532 betrieb Johannes v. Taxis in Unterelchingen eine Poststation die 1786 nach Nerenstetten bei Langenau verlegt wurde, um 1800 aber wieder zurück nach Elchingen kam. Der Posten bildete den Mittelpunkt der Strecke von Wien nach Paris.


Die Herren der Benediktiner-Reichsabtei im Kloster Elchingen waren nie glücklich über diesen Verkehr, denn durch die starke Beanspruchung der Straßen mussten diese öfter auf Kosten des Klosters repariert werden. Zudem führten sich die fürstlichen Posthalter gegenüber dem reichsfreien Kloster oftmals ungebührlich auf indem sie Anordnungen nicht befolgten und Abgaben nicht bezahlten.


Ulm dagegen verweigerte von Anfang an den Taxis'schen Postreitern den nächtlichen Zutritt zur Stadt und wehrte sich auch gegen die Ansiedlung eines Postmeisters. Trotzdem wurde in dem zum Kloster gehörigen Elchinger Hof eine Postablage eingerichtet. 2-3 mal pro Woche brachte dann ein städtischer Bote die Sendungen nach Elchingen.


Kaiser Rudolf II. beanspruchte seit 1596 in seinem sog. Postregal das alleinige Beförderungsrecht für Post und ernannte Leonhard I. von Taxis zum ersten Generalpostmeister.
Die Ulmer widersetzten sich dieser Anordnung jedoch lange. Sie sahen in dem Verbot von eigenen Boten und der Metzgerpost eine unangemessene Beschränkung ihrer reichsstädtischen Unabhängigkeit.
1680 durfte dann zwar der Thurn und Taxis'sche Reichsposthalter in Ulm einziehen (die Familie hatte ihren Namen 1650 mit dem Adelsgeschlecht der Torriani "veredelt"), eine eigene Unterkunft blieb ihm aber weitere 8 Jahre verwehrt. Er konnte sich nur im Elchinger Hof einmieten und sah sich regelmäßig Repressalien der Stadt und Schmähungen durch die Bürgerschaft ausgesetzt.


Stationsschild einer Kön. Württemb. Postagentur

Nach der Niederlage gegen Napoleon und den sich aus dem Reichsdeputationshauptschluss ergebenden Umwälzungen unterstand das Postwesen im Königreich Württemberg, zu dem nun auch Ulm gehörte, dem Königl. Württemb. Ober-Postdirektorium. Thurn und Taxis durften jedoch ihren Postdienst unter landesherrlicher Regie bis 1851 weiter betreiben.


Der Elchinger Hof (Lit. D 108, Frauenstr. 18) wurde 1801 an einen Holzhändler verkauft, dem Postmeister das über mehrere Generationen bestehende Mietverhältnis gekündigt.


Nach der Übernahme durch das Königreich Württemberg befand sich das Königl. Ober-Post-Amt im Salmannweiler Hof (Lit. A 300, Ecke Frauenstraße/Neue Straße). Geleitet wurde es von einem vom Stuttgarter Ministerium eingesetzten Oberpostrat.


Das war aber noch lange nicht das Ende der aus der Stadt abgehenden Botendienste. Neben der reitenden und fahrenden Post, die mehrmals in der Woche z.B. nach Biberach, Tübingen oder Göppingen ging, und den aus Aalen, Dillingen oder Memmingen eintreffenden Landboten und Frachtfuhrleuten gab es auch laufende Boten die die Strecken nach Erbach, Laichingen, Weißenhorn und in andere Orte im näheren Umkreis meist samstags zu Fuß zurücklegten und die bei langfristig festgelegten Ulmer Geschäftsleuten logierten, von dort also die über die Woche abgegebenen Sendungen mitnahmen.


Noch 1939 findet man im Ulmer Adressbuch ein Botenverzeichnis, in dem alphabetisch geordnet die Zielorte (von Achstetten bis Weißenhorn), der Name des Boten, der Tag der Botenfahrt und das Ablage-Lokal aufgeführt sind.
Diese Touren wurden ab 1929 nicht mehr mit Fuhrwerken sondern mit Motorwagen durchgeführt, die Fuhrmänner entwickelten sich zu teils heute noch bekannten Busunternehmen und Speditionen.


Zeitgleich mit dem Bahnhof errichtete auch die Postverwaltung ein neues Postamt auf der →Promenade zwischen dem Neutor und dem Gögglinger Tor. Die Planungen dazu begannen schon im Sommer 1853. Der Umzug erfolgte jedoch erst im Februar 1856. In den Salmannsweiler Hof zog das Festungs-Gouvernement ein.2


Das Hauptpostamt am Bahnhofplatz 1 beherbergte später auch das Telegraphen- und Telefonamt sowie das Bahnpostamt. Das Gebäude ist im Bombenhagel des 17.Dez. 1944 vollständig zerstört worden.


Der Neubau, in dem heute noch Postdienste angeboten werden, wurde 1954 fertiggestellt.

Postamt 1894Postamt
ca. 1894

Neben der Hauptpost am Bahnhofsplatz gab es nach der Jahrhundertwende in Ulm drei weitere Poststellen, das Postamt 2 in der Frauenstraße 2, das Postamt 3 in der König Wilhelm-Str. und das Postamt 4 in der Wagnerstr. 51. Darüber hinaus hatten auch die Ortsteile Söflingen und Wiblingen eigene Postämter.


Telefon und Telegraph

Über die Erfindung des Telefons und der Telegrafie ist schon viel berichtet worden. Die Geschichte dieser Technik in all ihren Aspekten wie z.B. die Verbindung der Kontiente mittels Überseekabel, die Erfindung der Morsetechnik oder die Lebensgeschichten der handelnden Personen ist in Büchern und Fernsehsendungen ausgiebig behandelt. Die Museen für Kommunikation in Frankfurt und Berlin sowie die Technikmuseen in München und Berlin zeigen in ihren Ausstellungen ihre umfangreichen historischen Bestände zum Thema.


Die Entwicklung des Ulmer Fernmeldewesens soll hier nur in markanten Stichpunkten wiedergegeben werden. Eine etwas ausführlichere Beschreibung kann in einem Vortrag nachgelesen werden, der anlässlich des Abends der Technikgeschichte im Jahr 2014 gehalten wurde.


21.Febr. 1853
Zum ersten Mal kann länderübergreifend von Stuttgart (Württemberg) nach Augsburg (Bayern) telegraphiert werden. Davor mussten die Depeschen in Ulm umgeschrieben werden. (Quelle: Ulmer Bilderchronik Bd. 2, S.25)


20.Dez. 1867
Die Wächter auf dem Münsterturm werden mit der Polizeiwache im Rathaus telegraphisch verbunden.
Vorbild dürften die Telegraphen der seit über zehn Jahren nach Ulm verkehrenden Eisenbahn gewesen sein.


30.Dez. 1886
Die Fa. Wieland stellt eine private Telefonverbindung mit ihrer Zweigniederlassung in Böhringen her.
(Quelle: Ulmer Bilderchronik Bd. 2, S.514)


25.Feb. 1887
Die Stadt erhält ein allgemeines öffentliches Telefonnetz mit Privatanschüßen, das an Stuttgart angeschlossen ist.
(Quelle: Ulmer Bilderchronik Bd. 2, S.531)


1.Juni 1887
Gründung der Ulmer Telephonanstalt. Sitz ist das Postamt am Bahnhofsplatz.


12.Aug. 1898
Gegen 7.15 Uhr brennt der Dachstock des Postamts. Der Brand, der die Kabel zum Telefonständer zerstört, wird erst gegen 2 Uhr in der Nacht gelöscht, weil zeitweilig der Wasserdruck zu gering war. Das 2. Stockwerk mit dem Telefonsaal erleidet einen Wasserschaden, die Posträume im EG bleiben weitgehend unversehrt. Die öffentl. Telefonstellen beim Postamt und bei der Stadtpoststelle konnten schon am nächsten Tag wieder benutzt werden. Die Telefonverbindung nach Bayern, Heidenheim Blaubeuren und ins württ. Oberland konnten am 13. Aug. wieder hergestellt werden. Der gesamte Betrieb lief ab 7.September wieder.
(Quelle: Ulmer Bilderchronik Bd. 3, S.178)


1.Nov. 1899
Der öffentliche Telegraphenverkehr wird vom Bahnhof ins Postgebäude verlegt, bleibt aber nachts von 0-6 Uhr noch bei der Bahnhofstelegraphenstelle.
(Quelle: Ulmer Bilderchronik Bd. 3, S.204)


1903
Einrichtung einer eigenen Telegrafen-Inspektion. Öffentliche Sprechstellen für Telefonie gibt es in der Bahnhofshalle, am Rathaus und in der Friedrichsau.


Okt. 1910
In der Vermittlungsstelle des Postamts werden neue Umschaltschränke für den Ortsverkehr in Betrieb genommen. Sie sind mit Glühlampenanruf, selbsttätigen Schlußzeichen und Akkumulatorenbatterien ausgestattet und erlauben den Betrieb von 3600 Teilnehmern. Dazu mussten alle bestehenden Sprechapparate abgeändert bzw. ausgetauscht werden.
(Quelle: Ulmer Bilderchronik Bd. 3, S.469)


1.Okt. 1921
Die Zahl von 1000 Ulmer Ferrnsprechteilnehmern wird überschritten und der Vermittlungsbetrieb bei Tag und Nacht eingeführt.
(Quelle: Ulmer Bilderchronik Bd. 4, S.167)


1928
Einführung des örtlichen automatischen Selbstwählverkehrs. Ulm ist das erste Amt im Königreich Württemberg, das auf den Selbstwählbetrieb umgestellt wurde. Für die Technik wird ein neues Gebäude in der Krafftstraße gebaut (heute gegenüber dem Theater).


10.Aug. 1929
Der Selbstwählbetrieb wird auch in Neu-Ulm eingeführt.
(Quelle: Ulmer Bilderchronik Bd. 2, S.186)

frühes Selbstwähltelefon
(Objekt: Museum f. Kommunikation, Berlin)

1944/1945
Bei den Bombenangriffen am 17.Dez. 1944 und am 1.März 1945 wird auch das Fernsprechamt Ulm schwer beschädigt. Nach Kriegsende werden die Gespräche übergangsweise wieder von Hand vermittelt.


1953
Auch Ulm wird an das bundesweite Selbstwählnetz angeschlossen. Handvermittelte Gespräche sind nur noch für das Ausland notwendig.


1964
Inbetriebnahme des →Fernmeldeturms Ermingen


1976
Durch ein Telefonat mit seinem Amtskollegen in New-Ulm (USA) nimmt OB Lorenser den interkontinentalen Selbstwählverkehr für den Netzbereich Ulm in Betrieb.


1984
Das Fernmeldeamt Ulm wird Standort der →Btx-Leitzentrale


1990
In Nersingen geht das bundesweit erste Glasfaserkabel zur Übertragung von Fernsehsignalen in Betrieb.


1994
In der Btx-Leitzentrale wird deutschlands erster für die öffentliche Nutzung vorgesehene Internet-Mailserver an den amerikanischen Backbone-Server in Frankfurt angeschlossen. Etwas später folgen die ersten WWW-Server (Web) und zentrale IP-Router.


2002
Das Telekom Network Operation Center (NOC), eine Einrichtung zur Steuerung und Überwachung des gesamten deutschen Internet-Verkehrs, geht im Science Park II in Betrieb.
Das NOC wird 2015 verlegt, der Standort Liese-Meitner-Straße geschlossen.


Das 1975 errichtete Technikgebäude der Telekom in der Olgastraße beherbergt bis heute zentrale Komponenten und Steuerungseinrichtungen für eine ganze Reihe von Internetdiensten.


125 Jahre Telefon in Ulm


Geschichten zur Ulmer Post


  • Einen Überblick über die frühe Postgeschichte Ulms gibt Oberpostrat H.Wolpert in seinem mehrteiligen Artikel "Vom Postwesen und von Posthäusern in Alt-Ulm", erschienen 1933 ab Heft Nr. 78 der Ulmer Bilderchronik.

  • Zusammengefasst wird die Geschichte nochmals von Heinz Kassemeyer in sein Beitrag "Die Post in Ulm", den er für den Jubiläumsband "1100 Jahre Ulm" (1954, Hg. Stadt Ulm) geschrieben hat.

  • Detailerter auf "Die Kaiserliche Post in Elchingen und den Elchinger Hof zu Ulm" geht A.Ilg in seinem Beitrag zur Schriftenreihe "Aus dem Ulmer Winkel", Heft 15 u. 16, 1911, ein.


Radio und Fernsehen

Über die Entwicklung der Radio- und Fernsehgeräte kann man sich in zahlreichen Museen informieren. Eines davon ist das →Radiomuseum Werner Hauf in Staig.
Auch auf die Rolle dieser neuen Medien für die öffentliche Meinungsbildung ist schon an vielen Stellen eingegangen worden.
Eine Zusammenfassung der Funk-Medien-Geschichte der Region fehlt allerdings bislang, dabei spielte die Donaustadt auch hier zeitweise eine Vorreiterrolle.


Wie im ganzen Deutschen Reich begann der Siegeszug des drahtlos übertragenen Hörfunks auch in Ulm Mitte der 1920er Jahre. Für Süddeutschland darf die Gründung der Süddeutschen Rundfunk AG am 3. März 1924 in Stuttgart als Startschuß gelten. Die SÜRAG war der Vorgänger des Süddeutschen Rundfunks SDR, der 1971 ein eigenes Studio in Ulm einrichtete und 1998 mit dem zweiten baden-württembergischen Landessender, dem Südwestfunk (SWF), zum Südwestrundfunk SWR fusionierte.
Bedingt durch die geografische Lage am Nordrand des Alpenvorlandes spielt in Ulm auch der Empfang des Bayerischen Rundfunks BR eine wichtige Rolle.


Gesendet wurden die Radiosendungen bis nach dem 2.WK hauptsächlich über Mittelwelle. UKW-Sender, die dann auch den Stereo-Empfang erlaubten, kamen erst Mitte der 1950er Jahre auf. Entsprechend waren auch die Röhren-Radios jener Zeit ausschließlich auf den Mittel- bzw. Langwellenempfang ausgerichtet. Oftmals waren sogar noch lange nach dem Krieg auch Detektor-Radios im Einsatz. Besonders bei den bis 1960 in der Wilhelmsburg lebenden Vertriebenen und DDR-Flüchtlingen waren diese Geräte beliebt, denn sie kamen ohne eine der raren Steckdosen zur Stromversorgung aus.


Begünstigt wurde der Empfang über Detektoren und einfache Vorkriegs-Radios durch die günstige Lage des 1952 errichteten →Mittelwellensenders in Ulm-Jungingen.
Der für wenige Jahre auf dem Nordostturm der Wilhelmsburg stehende UKW-Sender des SDR, der 1960 durch den heute noch bestehenden Grundnetzsender des SWR auf dem Kuhberg abgelöst wurde, konnte dagegen nur mit höherwertigen, modernen Apparaten empfangen werden, wie sie z.B. von der Ulmer Firma
→ EMUD
hergestellt wurden.
Detektorradios
Detektor-Radios von Wilhelmsburg-Bewohnern

Für den Empfang von Fernsehprogrammen mussten die dafür notwendigen Dach- und Zimmerantennen auf die Sendeanlagen des Bayerischen Rundfunks auf dem Grünten (ARD, 3.Programme) und den →Turm in Ulm-Ermingen (ZDF) ausgerichtet werden. Bis auf wenige, ungünstig gelegene Bereiche konnten in der Stadt auch die beiden Programme des österreichischen Senders ORF und des Schweizer SF DRS empfangen werden.
Mit der Umstellung zum Satellitenfernsehen Mitte der 1980er Jahre verschwanden nicht nur die Antennenwälder auf den Dächern (sie wurden durch "Schüsseln" vor den Fenstern abgelöst), durch Verschlüsselung der Sendungen wurde auch der Empfang von ORF und SF erschwert. An deren Stelle in der familiären Abendgestaltung traten nun die privaten Fernsehprogramme von Sat.1 und RTL.


Die Aussendung des terrestrischen analogen Fernsehens wurde in Deutschland Mitte 2009 eingestellt. Der Betrieb des letzten deutschen Mittelwellen-Rundfunksenders endete 2015. Die Ablösung des analogen UKW-Rundfunks durch den digitalen DAB+-Standard geht jedoch trotzt intensiver Bemühungen der Sendeanstalten nur zögerlich voran. Eine starke Konkurrenz ist hier durch das mobile Internet entstanden, über das inzwischen alle Radio- und Fernsehprogramme empfangen werden können.


Über viele Jahre während der Vorherrschaft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Fernsehens blieb die Berichterstattung aus Ulm, der Schwäbischen Alb und Oberschwaben ein Stiefkind der Redaktionen in den Sendern. Spötter behaupteten deshalb, dass der Horizont der Stuttgarter am Albtrauf endet.
Das änderte sich jedoch, als mit Unterstützung des Süddeutschen Rundfunks 1985 ein auf 2 Jahre angesetzter Modellversuch zum Privatradio startete. Südwest Presse, Schwäbische Zeitung und Neu-Ulmer Zeitung gründeten das Stadtradio Ulm. Von Montag bis Freitag moderierten Redakteure der Zeitungen zwei Stunden lang einen Mix aus Lokalnachrichten und Musik.
Der Versuch wurde jedoch vorzeitig durch den SDR beendet. Mit dem Programm SDR 4 - Schwabenradio, das im Ulmer Studio des SDR produziert wurde, schuf man später jedoch ein eigenes regionales Hörfunkprogramm.


Den nächsten Versuch eines Privatradios in der Region wagte man 1987 mit dem Sender Radio Donau 1. Inhaber der in Bayern ausgestellten Lizenz war eine Anbietergemeinschaft, die eng mit Radio RT1 in Augsburg verknüpft war. Seinen Sitz hatte der Sender in der Neu-Ulmer Kasernstraße 4.
Im Jahr 2003 wurde die Lizenz des Senders jedoch nicht mehr verlängert. An seine Stelle trat der Sender Radio DONAU 3 FM. Dieses Lokalradio, das ebenfalls von einer Anbietergemeinschaft getragen wird, deckt mit seinem Vollprogramm weite Teile Baden-Württembergs und das bayerische Allgäu ab.
Ein Jahr nach Radio Donau 1 wurde, allerdings damals in Leutkirch, der Sender Radio 7 gegründet. Hauptgesellschafter des heute in der Ulmer Gaisenbergstraße sitzenden Hörfunkanbieters sind der Schwäbische Verlag Drexler (Schwäbische Zeitung), die Neue Pressegesellschaft (Südwest Presse), der Schwarzwälder Bote und andere Mediengesellschaften.


Mit dem über Kabel und Satellit zu emfangenden Regio TV Schwaben verfügt der Raum zwischen Heidenheim und Biberach seit 2006 auch über einen eigenen Fernsehkanal. Die Sendungen mit dem Schwerpunkt Regionalnachrichten werden in einem Studio in der Ulmer Oststadt produziert. Regio TV Schwaben ist Teil einer Sendergruppe mit weiteren Standorten in Ravensburg, Stuttgart und Rostock.


Sender KuhbergSender Kuhberg

Radio- und Fernsehgeschichte


Printmedien
Die Geschichte der Ulmer Zeitungen ist im Kapitel →Zeitungsdruck und -verlag im Themenkreis Branchen & Produkte beschrieben.


Quellen:
1: 1100 Jahre Ulm
2: Ulmer Bilderchronik Bd. 2, S.25,51
andere: Stadtarchiv Ulm, Adressbuch 1812 - 1939

kommunikationstechnische Kleindenkmale in Ulm / Neu-Ulm und der Region




Historische Filme zum Thema


→Ein Polizeisender wird auf dem Erminger Turm montiert
Ein Abendschau-Beitrag vom 08.11.1963 - SWR Retro


Literaturliste


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