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Technik in der Stadt


Handelswege, Straßen und Individualverkehr

Obwohl Ulm von Alters her ein Knotenpunkt bedeutender überregionaler Handelswege ist gibt es über die Entwicklung des Straßenverkehrs vergleichsweise wenige Forschungsarbeiten und Schriften. Vieles muss aus Statistiken und anderen amtlichen Unterlagen zusammen gesucht werden. Eine Zusammenfassung dieses Themenkreises steht noch aus.


Ein paar markante Ereignisse zum Ulmer Straßenverkehr erwähnt allerdings die Ulmer Bilderchronik.
So soll im Januar 1881 ein Amadè Bolèe gebauter Dampfwagen durch die Ulmer Straßen gefahren sein. Der Gouverneur der Bundesfestung, Graf Gneisenau, soll damit auch eine Spazierfahrt unternommen haben.


ÖPNV - von Postkutschen, Kraftposten und Landboten

Reisen war über Jahrhunderte nicht, wie heute, ein Selbstzweck, sondern eine riskante, lästige und möglichst zu vermeidende Notwendigkeit. Die Möglichkeit einer vergleichsweise sicheren, regel- und planmäßigen Beförderung von Personen eröffnete sich erst mit Einführung von Postkursen im 17.Jahrhundert. Bei den fahrplanmäßig verkehrenden Posten, die anfangs nur als Reiterstafetten eingerichtet waren, kamen ab 1645 Kutschen zum Einsatz, die neben Briefen und Wertsendungen auch Reisende beförderten.


Im 18.Jahrhundert verbesserten sich mit dem Bau von Kunststraßen nach französichem Vorbild (Chausseen) die Straßenverhältnisse erheblich. Um 1750 verfügt Deutschland über ein flächendeckendes Postkutschennetz, die Fahrt mit den noch weitgehend ungefederten und offenen Wagen blieb aber unbequem und gefährlich.
Erst kurz vor der Erfindung der Eisenbahn waren die Landstraßen so gut ausgebaut, dass durch die Einführung von Schnellposten eine Reisegeschwindigkeit von 7 km/h erreicht werden konnte1.


Obwohl das Ulmer Umland mit 5 Bahnlinien gut an die ehemalige Reichsstadt angebunden ist wird der Betrieb mit Pferdepostwagen erst am 16.Aug. 1929 eingestellt und durch Motorwagen ersetzt2. Danach übernimmt die sog. Kraftpost den staatlich organisierten regionalen Personenverkehr.
Die erste deutsche Postbuslinie war schon im Jahr 1905 von Bad Tölz nach Lenggries eingerichtet worden. Im Südosten Württembergs gab es Mitte der 1930er Jahre Kraftpostlinien zwischen Blaubeuren, Laichingen und Münsingen, von Heidenheim nach Gerstetten und Geislingen, zwischen Erbach und Ehingen und die stadtgeschichtlich bedeutsame Verbindung Ulm-Wiblingen3.
Ein Nachbau des ersten Busses, der auf dieser heute zum Stadtverkehr gehörenden Linie verkehrte, ist Teil einer Fahrzeugsammlung im Neu-Ulmer Werk der Daimler Buses AG.


Zusammen mit den roten Bahnbussen prägten die gelben Postbusse bis Anfang der 1980er Jahre hinein den Verkehr am Ulmer Busbahnhof. Zum 8.1.1982 wird der Postreisedienst in die Deutsche Bundesbahn übergeleitet. Die Omnibusse behalten ihre Farbgebung, bekommen aber statt ihres "BP"-Kennzeichens eine DB-Nummer, das Posthorn wird mit einem DB-"Keks" überklebt.


Daimler-Benz war zwar der Hauptlieferant für Bahn- und Postbusse. Die Staatsunternehmen waren aber im Sinne einer wirtschaftlichen Ausgewogenheit gehalten, Buskontingente auch bei anderen Busherstellern wie Käßbohrer und Magirus zu beschaffen.

Ende der 1980er Jahre erfolgt die Privatisierung des Bahnbusdienstes. Der Busbetriebshof in der Karlstraße wird aufgelöst.


Der privatrechtliche Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) hat seine Wurzeln in den Landboten und Frachtfuhren, die das überregionale Netz der Post um Verbindungen auf die Dörfer der Alb und ins Oberschwäbische ergänzte.


Schon zur Zeit der Thurn u. Taxischen Postkutschen nahmen auch Fuhrleute, die Waren auf die Ulmer Märkte oder zum Weitertransport über die Donau in die Stadt brachten, auch Fahrgäste mit. Bis zur Erfindung des Automobils musste man sich jedoch mit einem Platz auf der Ladefläche des Pferdefuhrwerks begnügen.
Anfang der 1930er Jahre war der Personenverkehr aber schon so einträglich, dass sich für die Fuhrunternehmer die Einrichtung von Buslinien lohnte.
Das Ulmer Adressbuch weist bereits 1927 eine täglich verkehrende "Autolinie" von der Neu-Ulmer Löwenbrauerei nach Unterkirchberg aus. 1929 wird die Strecke nach Laupheim über Altheim o.Weih., Hüttesheim, Schnürpflingen und Baltringen von einem Privatomnibusverkehr betrieben.
Vier Jahre später finden sich dann im Ulmer Botenverzeichnis heute noch bekannte Namen von Busunternehmen wie Baumeister, Knupfer, König und Probst.4




Quellen:
1: Volkhard Stern - Chronik der Kraftpost; Brekina Modellspielwaren GmbH Teningen (Hg.), 2005
2: Ulmer Bilderchronik Bd. 2, S.192
3: Volkhard Stern - Der Postbus kommt, 100 Jahre Kraftpost in Deutschland; Deutsche Post AG (Hg.), 2005
4: Stadtarchiv Ulm, Adressbuch 1812 - 1939



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Bau der Ehingertor Unterführung 1965
Ein Film von Horst Wilhelm Müller auf 16mm im Auftrag des Tiefbauamtes.
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