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Technik in der Stadt


Luftfahrt, in Ulm zumeist Traum
Heute spielt die Luftfahrt ausser in ein paar Betrieben, die als Zulieferer tätig sind, im Ulmer Raum keine große Rolle.
Die nächste größeren zivilen Flughäfen sind in Stuttgart und Memmingen. Fliegerei findet nur als Hobby, Sport oder geschäftlich betrieben auf kleineren Fluglätzen im Umland statt.

Dennoch wurde in der Vergangenheit an der Donau Luftfahrtgeschichte geschrieben. Stellvertretend seien hier die heute noch bekannten Namen
→ Albrecht Ludwig Berblinger
und
→ Hermann Köhl
genannt. An andere Ulmer Flugpioniere erinnert man sich dagegen kaum noch.

Schon 20 Monate nachdem sich der erste Mensch mit Hilfe eines von den Gebrüdern Montgolfier erfundenen Heißluftballons in die Lüfte erhoben hatte, experimentierte auch der aus Gosbach bei Überkingen stammende Pater Ulrich Schiegg mit diesen neuen Geräten.
Am 21. Juni 1785 ließ er beim Ulmer Schießhausgelände einen 9 Meter hohen, allerdings unbemannten Ballon aufsteigen, der bis nach Sulmetingen bei Laupheim flog.


Der vergebliche Versuch Albrecht Ludwig Berblingers, sich mit seinem Flugapparat in die Lüfte zu erheben, dämpfte jedoch die Begeisterung der Ulmer für die sich immer weiter entwicklende Luftfahrt kaum. Ab Anfang des 19.Jahrhunderts war die Darbietung von "Luftreisen" eine beliebte Unterhaltung. Mehrfach starteten in der Friedrichsau bemannte Ballons, die anfangs teilweise noch aus Papier gebaut waren, zu Fahrten über die Stadt.


Ob diese Vorführungen der Auslöser waren für die Begeisterung, mit der
→ Ludwig Rüb
sich dann der Entwicklung von lenkbaren Luftschiffen, Schaufelradflugzeugen und Luftschraubenbooten widmete, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich bildeten sie nur einen von mehreren Kristallisationspunkten, an dem sich der geniale Erfindergeist des gelernten Schusters fest machte. Andere Anstöße haben dann zur Erfindung eines "Wasservelozipeds" (ein als Neukonstruktion heute noch öfter beim Nabada auftauchendes Gefährt) und zur Entwicklung des Kardanantriebs für Motorräder geführt.
Wie sein Vorgänger und Berufskolleg Berblinger auch, war Rüb seiner Zeit zu weit voraus. Er starb ebenfalls von seinen Zeitgenossen verkannt und verarmt als Sozialfall.

Von den luftfahrttechnischen Experimenten Rübs hatte auch Ferdinand Graf von Zeppelin erfahren. Er beschäftigte ihn beim Bau seiner Luftschiffe und unterstützte ihn finanziell über mehrere Jahre für weitergehende Entwicklungen.
Zeppeline waren dann bis zur Einstellung der Luftschifffahrt Mitte der 1930er Jahre regelmäßig im Ulmer Luftraum zu sehen.


Noch zu Lebzeiten Rübs wurde in Ulm auch der "Oberschwäbische Verein für Luftschiffahrt" gegründet. Dieser Verein taufte seinen ersten, in Augsburg hergestellten Ballon im Jahr 1909 auf den Namen "Ulm" und unternahm damit in den Folgejahren zahlreiche Tag- und Nachtfahrten, u.a. bis nach Wien.


Ballon "Ulm" vor dem Aufstieg im Hof der großen Infanerie-Kasserne an der Karlstraße im Jahre 1909
Bildquelle: Ulmer Bilderchronik, Bd. 3



Im Gegensatz zu einem Schiffshafen an der Donau war ein großer Flughafen für Ulm zu keiner Zeit ernsthaft in der Diskussion. Im Ulmer Norden, in Dornstadt, entstand jedoch zu Beginn des 1.Weltkriegs ein hauptsächlich militärisch genutzer Flugplatz, auf dem auch Test- und Erprobungsflüge stattfanden.
Ebenfalls überwiegend militärisch genutzt wurde der vor dem 2.Weltkrieg eingerichtete Flugplatz in Neu-Ulm/Schwaighofen. Hier stand die Ausbildung von Piloten im Vordergrund. Mit der Einrichtung des großen Neu-Ulmer Standorts der United States Army wurde dieser zum Landeplatz für US-Hubschrauber.
Beide Flugplätze existieren heute nicht mehr.


Auch wenn es dem Neu-Ulmer Hermann Köhl als einem der ersten Menschen gelungen ist, den Atlantik in Ost-West-Richtung zu überqueren, müssen die von Ulmern oder die in Ulm gemachten Erfindungen für die Luftfahrt als bedeutender eingeschätzt werden als die eigentliche Luftfahrt selbst.


Zu nennen wären hier neben dem aus Ulm-Jungingen stammenden
→ Max Bentele
, der zu den Pionieren der Turbinen-Antriebe zählt, auch der Spezialist für den Leichtflugzeugbau
→ Robert Lusser
.
Dem Konstrukteur eines der innovativsten Amphibienflugzeuge, Günter Pöschel, erging es dagegen ähnlich wie Berblinger und Rüb. Seine Konstruktionen fanden nicht die notwendige Anerkennung, sein
→ "Equator"
steht heute im Museum, er selbst ist weitgehend vergessen.

Auf Joachim Lenks Webseiten zur Rommelkaserne findet sich eine kurze Dokumentation zum → ehem. Fliegerhorst Dornstadt


Dem Ozeanflieger Hermann Köhl ist ein wenig bekanntes Museum in seiner Heimatstadt Pfaffenhofen a.d.Roth gewidmet. Seine Geschichte kann auf der → Webseite des Museums nachgelesen werden.



Quellen:
1: Dr. Karl Höhn (Hg.) - UlmerBilderchronik Bd. 2 u. 3
2: Wolfgang Adler - «Hinauf nun, hinauf in die leuchtenden Lüfte» – Kleine Geschichte der Eroberung des Ulmer Himmels; Schwäbische Heimat 2011/3; Schwäbischer Heimatbund; →Württ. Landesbibliothek
3: → Sportfliegerclub Ulm - Ulmer Spuren in der Luftfahrt, (Stand: 22.8.2024)


Literaturliste




Historische Filme


Der Schneider von Ulm
Spielfilm über den “Fliegenden Schneider von Ulm“, Albrecht Berblinger.
Von Edgar Reitz aus dem Jahre 1978. In der Hauptrolle Tilo Prückner.
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Der Ozeanflieger - Hermann Köhl
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Der Fall Rüb - ein erfolgloser Technik-Pionier
Kurzfilm über den Ulmer Schuhmacher Ludwig Rueb, der vielerlei technische Entwicklungen realisieren wollte, letztlich aber ohne Erfolg blieb. Vorgestellt von Prof. Jürgen Werner auf der Ausstellung "Zeppelins Flieger" in Friedrichshafen.
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