Die Herstellung von Nahrungsmittel ist eines der ältesten Gewerke, denen sich der Mensch widmet. Eine Unterscheidung
zwischen der traditionellen handwerklichen und einer schon industriellen Produktionsweise fällt hier besonders schwer.
Wir konzenrieren uns hier auf die Bereiche, in denen schon sehr früh mechanische Hilfsmittel und und vorindustrielle
Verfahren zum Einsatz gekommen sind.
Brauereien, Malzfabriken und Tabakmühlen waren die ersten in der Stadt, die über eine Dampfmaschine verfügten. Sie zählen damit zu den Wegbereitern der industriellen Entwicklung.
Mühlen und die in Süddeutschland dafür notwendigen Wasserbauwerke waren nicht nur technologische Meisterleistungen, sie waren auch oft die Keimzelle heute noch bedeutender Industriebetriebe, denn ausser den bekannten
Getreidemühlen wurden in diesen Häusern oft noch ganz andere Waren produziert. Der
→Ulmer Mühlen Weg führt zu den Standorten von 22 Ulmer Mühlen und beschreibt deren Geschichte.
Noch heute einen guten Klang haben Nährmittel aus Ulm, also die Trockenerzeugnisse aus Getreide oder Hülsenfrüchten, die früher ebenfalls in Mühlen, heute dagegen überwiegend industriell hergestellt werden.
Markennamen wie "Bären-Nudeln", Zeihers Mutschelmehl oder das Backmalz "Ulmer Spatz" aus dem Hause des Gründers des Ulmer Brotmuseums, Willy Eiselen, sind noch vielen alten Ulmern geläufig. Gründungen aus der Neuzeit, wie die Uldo-Backmittel GmbH des bekannten Ulmer Unternehmers Walter Feucht halten eine Tradition aufrecht, die u.a. durch die Familie Kimmelmann und deren Rollgerste-Fabrik in der Bochslersmühle begründet wurde.
Andere Produkte der Lebensmittelindustrie bringt man dagegen eher nicht mit unserer Stadt in Verbindung.
So hat z.B. Marzipan seine Quellen in Ulm. Johann Georg Niederegger wurde 1777 hier geboren, zog 1803 nach Lübeck und gründete 1806 seine Marzipanfabrik, die erste, die diese "Spezerei" industriell herstellte. Noch weniger bekannt sind die Wurzeln einer Lakritz-Süßigkeit mit dem Namen "Bärendreck". Deren Erfinder, Karl Bär, war ebenfalls Ulmer.
Noch nicht näher untersucht ist dagegen, warum es in Ulm bis in die 1930er Jahre hinein vergleichsweise viele (8) Bonbon- und Zuckerwarenfabriken gab.