<<Branchen & Produkte --Druck & Papier

Buchdruck, Lithografie u.ä.


Johannes Gutenberg gilt gemeinhin als Erfinder des modernen Buchdrucks. Sein Hauptwerk, die Gutenberg-Bibel, ist zwischen 1452 und 1454 entstanden. Das heißt jedoch nicht, dass es vorher noch keine Drucker und keine Druckwerke gegeben hat.
Gedruckt wurde schon in babylonischer und römischer Zeit im sog. Blockdruck mit Holz-Lettern und Holztafeln. Die zu druckenden Bilder und Schriften wurden von einem sog. Reißer auf eine Holzplatte übertragen und von einem Formstecher mit Stichel, Messern oder Stechbeiteln so ausgeschnitten, so dass nur die zu druckenden Stellen auf der Holzplatte stehen blieben ehe der Drucker die Tafeln in eine Presse spannte und so die Vorlage vervielfältigte.
Dieses Verfahren für den Druck von Büchern, die heute oft als Kodex oder Inkunabel bezeichnet werden, blieb auch in Ulm noch lange nachdem Gutenberg die Buchproduktion mit seinen beweglichen Metalllettern mechanisiert und effizienter gestaltet hatte in Anwendung.
Das Anreißen auf der Holzplatte und vor allem die Formstecherei erfolgte meist nicht in der Druckerei. Im Ulmer Raum wurde die Arbeit oft an Holzschnitzer aus dem Allgäu vergeben.

Für die Produktion von farbigen Massenmedien bediente man sich ab dem Anfang des 19.Jh. der Lithografie. Dabei werden die zu druckenden Texte und Bilder auf einem Lithografiestein übertragen der mit Druckfarbe eingewalzt, mit dem zu bedruckenden Papier abgedeckt und unter einem Reiber hindurch gezogen wird.
Über das reine Gewerbe der Lithografischen Anstalten und Druckereien hinaus haben sich mehrere Ulmer Lithografen um die Weiterentwicklung dieser Drucktechnik verdient gemacht.
(z.B. Johann Ferdinand Schreiber [* 6.2.1809 Ulm; † 28.10.1867 Esslingen] und Karl Friedrich Eduard Mauch [* 7.3.1800 Geislingen; † 21.2.1874 Ulm])

Während im Buchdruck, im Steindruck (Lithografie) und im Holzdruck (Xylographie) wertige Produkte für einen meist längerfristigen Gebrauch entstehen kommt es beim Zeitungsdruck auf Schnelligkeit und niedrige Kosten an.
Die Entwicklung der Presse in Ulm von den ersten Anzeigenblättern bis heute ist in einem eigenen Kapitel → Zeitungsdruck u. -verlag zusammengefasst.

Die ersten mechanischen Buchdrucke in Ulm 1
Der erste Drucker, der sich in Ulm nachweislich mit dem klassischen Buchdruck beschäftigte, war Johannes Zainer (d.Ä.), das erste von ihm gedruckte Werk datiert vom 11. Januar 1473, ein Pestbüchlein.

Pestbüchlein H. Steinhöwel: Büchlein der Ordnung der Pestilenz (Ulm, 1473)
Der in Reutlingen geborene Zainer hatte sein Handwerk in Straßburg gelernt und ist über eine Zwischenstation in Augsburg 1472 nach Ulm gezogen. Ausschlaggebend für die Übersiedelung dürfte die Bekanntschaft mit dem Ulmer Stadtarzt Dr. Heinrich Steinhövel gewesen sein. Steinhövel hat nebenbei humanistische Texte übersetzt und herausgegeben. Seine ersten Übersetzungen musste er noch in Augsburg drucken lassen, durch die Ansiedlung und finanzielle Unterstützung Zainers blieben ihm diese weiten Wege erspart.
Die Buchherstellung war zu jener Zeit ein teures Unterfangen. In Ulm gab es noch keine Papiermühle, das Papier musste daher in Reutlingen, wenn es hochwertiger sein sollte auch in Oberitalien, eingekauft und vorfinanziert werden. Für den Druck waren mehrere Sätze an Lettern in unterschiedlichen Schrifttypen anzuschaffen und für eine gefällige Ausgestaltung des Werkes mussten Formschneider zusätzlich üppig dekorierte Randleisten, Initiale und Bildtafeln herstellen.
Obwohl die Drucke Zainers aufgrund ihrer Qualität großes Ansehen genossen war er mangels einer ausreichenden finanziellen Grundausstattung ständig in Geldnöten. Wegen seiner Aussenstände musste er 1493 die Stadt verlassen. Sein Gönner Steinhövel war schon 1478 verstorben. Zainers danach entstandene Drucke brachten ihm zwar Anerkennung und die Ulmer Bürgerrechte aber auch noch höhere Schulden ein.

In Ulm zurück blieb jedoch sein Sohn Johannes Zainer (d.J.), der von Beruf ebenfalls Drucker war und ab 1496 einen Neuanfang der Zainerschen Druckerei wagte. Nach dem Wegzug Schäfflers (s.u.) blieb er bis in die Mitte der 1520er Jahre der einzige Drucker in Ulm.

Vier Jahre nach dem Zuzug Johannes Zainer (d.Ä.) tritt Conrad Dinckmut als selbstständiger Drucker in Ulm auf. Seine Herkunft und seine Lebensdaten sind weitgehend unbekannt. Man weiß jedoch, dass er neben dem Druckhandwerk auch die Buchbinderei beherrschte und viele Aufträge für das Ulmer Dominikaner Kloster und den Patrizier Hans Neithart ausführte. Aber auch er wurde wegen seiner hohen Schulden zusammen mit Johannes Zainer 1493 aus Ulm ausgewiesen. Wahrscheinlich zog er dann nach Augsburg.

→ Konrad Dietrich Hassler
, der sich intensiv auch mit der Ulmer Buchdrucker-Geschichte befasst hat, nennt Ludwig Hohenwang als ersten Ulmer Drucker, der die Gutenberg'sche Technik angewendet hat. Er weist nach, dass Hohenwang nicht, wie allgemein angenommen, in Augsburgs sondern in Ulm sein erstes Hauptwerk herausgegeben hat. Allerdings ist Hohenwang erst 1477 nach Ulm gezogen, seine Summa hostiensis erschien im selben Jahr. Im Gegensatz zu den anderen frühen Druckern war er auch als Übersetzer und Autor eigener Werke tätig.2

Neben den Zainers und Conrad Dinckmut sorgten Lienhart Holl (1482 - 1484), Johannes Reger (1486- 1499) und Johannes Schäffler (1492 - 1503) dafür, daß Ulm neben Esslingen, Reutlingen und Augsburg, zu den Zentren des süddeutschen Buchdrucks am Ende des 15.Jh. gehörte.

Auch später noch, zur Zeit Keplers (1571 - 1630), hatten die Ulmer Drucker weiter einen guten Ruf. Kepler hat deshalb 1627 seine Rudolfinischen Tafeln, eine Sammlung von Tabellen, mathematischen Grundlagen für astronomische und astrologische Berechnungen und Rechenvorschriften zur Vorhersage der Planetenstellungen, bei Jonas Saur in der Radgasse herstellen lassen.

Ab Mitte des 19.Jh. suchten die Ulmer Druckereien ihr Auskommen zunehmend im Zusammenhang mit der Lithografie, dem Offset- und dem Zeitungsdruck. Daraus entstanden teilweise heute noch bestehende Großbetriebe wie die Unternehmensgruppe der Familie Ebner sowie die Druckereien und Graphischen Kunstanstalten von J.W.Helb, Dr. Karl Höhn, David (später Ferdinand) Walcher und Heinrich bzw. Hermann Frey.


Quellen:
1: Peter Amelung - Der Frühdruck im deutschen Südwesten, 1473 - 1500; Württemb. Landesbibliothek Stgt., 1979
2: Konrad Dieterich Hassler - Die Buchdrucker-Geschichte Ulms
alle anderen Daten: Stadtarchiv Ulm, Adressbuch 1812 - 1939




Firmenliste Buchdruck, Lithografie u.ä.





Tipp:
Wenn die Karten am Ende mit ... gekennzeichnet sind steht mehr zu den einzelnen Namen und Schlagworten auf der Rückseite der Karten. Zum Wenden bitte mit der Maus über die Karte fahren.
Mit      gekennzeichnete Anzeigen können durch Anklicken als Vollbild dargestellt werden.


letzte Aktuallisierung Seite u. Links: Dez. 2022