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Conrad Dietrich Hassler


geb: 18. Mai 1803 in Altheim (Alb)
gest: 15. April 1873 in Ulm


Lehrer, Politiker und Mitbegründer der württemb. Denkmalpfelge

C.D. Hassler, dessen Name heute meist in der Form Konrad Dietrich Haßler geschrieben wird, wurde als Sohn eines Landgeistlichen im damals für kurze Zeit bayerischen, zuvor lange zur Freien Reichsstadt Ulm gehörenden Altheim (Alb) geboren.

Er besuchte das Ulmer Gymnasium, an dem schon sein Großvater Rektor gewesen war, und wechselte als 17-Jähriger an die Landesuniversität Tübingen. Ermöglicht wurden seine Studien der Theologie, Philosophie und Orientalistik, die ihn auch nach Leipzig und Paris führten, durch eine unerwartete Erbschaft von einem Amsterdammer Verwandten2. 1824 wurde ihm für seine Dissertationsarbeit über arabische Handschriftenkunde die Doktorwürde verliehen3. Danach war er lange an seiner alten Schule, dem Ulmer Gymnasium im ehemaligen Barfüßerkloster, als Lehrer für Religion, Deutsch und Hebräisch tätig1.
Seine Bemühungen, Professor für Orientalistik in Tübingen zu werden, blieben wegen "widriger Stimmung an maßgebender Stellung" und aus nichtwissenschaftlichen Gründen erfolglos2.

In der Stadt, die bis zu seinem Tod sein Lebensmittelpunkt blieb, engagierte er sich in vielen Vereinen und betätigte sich u.a. als Sprecher der Turn- und Sängerbewegung1, einer Organisation, die im Rahmen der Revolution von 1848/49 auch politisch Stellung bezog. 1838 wurde er in den Ulmer Bürgerausschuss, 1844 in den württ. Landtag gewählt3.

Obwohl von Hause aus Geisteswissenschaftler interessierte er sich für die technischen Fortschritte seiner Zeit.
Als Mitglied der „Ulmer Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft“ unterstützte er das Bemühen, die Donau bis Ulm schiffbar zu machen. Als Abgeordneter im württ. Landtag, Referent für Eisenbahnfragen und Mitglied bei der "Ulmer Eisenbahngesellschaft" setzte er sich bei der Planung der ersten württembergischen Bahnstrecke, der "Ostbahn", im Sinne der Stadt für die Filstal-Trasse ein und als Vorsitzender des Vereins für Kunst und Altertum warb er für die Fertigstellung des Ulmer Münsters.

Nach wenig befriedigenden Ausflügen in die Politik, in denen er sich noch vor seinem berühmten Nachfolger →Ferdinand v. Steinbeis als Landtagsabgeordneter besonders für die Förderung von Industrie und Gewerbe einsetzte und als Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung, bei der er sich um die Herausgabe der Parlamentsprotokolle verdient gemacht hatte, zog er sich auf sein Hobby, die Altertums-Forschung, zurück1.
Hier setzte er seine Arbeiten als Autor von Fachbüchern fort. Waren die bei der Wohlerschen Buchhandlung in Ulm 1834 erschienenen "Paragraphen für den Unterricht in der Philosophie auf Gymnasien und ähnlichen Lehranstalten" noch durch seine Lehrtätigkeit bestimmt, entstanden die Beschreibung der → Schwäbischen Fliese (Google Books) und die Zusammenstellung → Jüdische Altertümer aus dem Mittelalter in Ulm (Google Books), die beide bei
→ Wagner
in Ulm gedruckt wurden, aus seiner Funktion als württembergischer Landeskonservator für Denkmalpflege.

Dieses neu geschaffene Nebenamt erhielt er 1858 in Anerkennung seines Engagements als Vorsitzender des Vereins für Kunst und Altertum und für die Erforschung der frühen und mittelalterlichen Geschichte Ulms1.
Schon vor der Gründung des Vereins für Kunst und Altertum im Jahr 1841 bemühte sich Hassler um den Weiterbau und die Vollendung des Ulmer Münsters. Ihm gelang es, durch Vortragsreisen in ganz Deutschland ein breites Interesse an diesem Bauwerk zu wecken und Geldgeber für die Münsterfertigstellung zu werben3.
Die Stadt Ulm hat es letztendlich Conrad Hassler zu verdanken, sich bis heute mit dem höchsten Kirchturm der Welt rühmen zu können.

1865 wurde er von seinem Lehrauftrag entbunden, zwei Jahre später übertrug man ihm die hauptamtliche Leitung der Staatssammlung für vaterländische Kunst- und Altertumsdenkmale 1.

Hassler wohnte im Haus C 129 am Münsterplatz, ab Anfang der 1850er Jahre in D 105 in der Ulmer Frauenstraße. Auf dem im Jahr 1900 im Ulmer Münster angebrachten sog. "Kaiserfenster" ist er links neben dem Oberbürgermeister Carl v. Heim verewigt.
Sein Grab kann heute noch im Alten Ulmer Friedhof besucht werden.
Eine Straße in der Ulmer Weststadt soll an ihn erinnern.
→ Alter Friedhof

Literaturliste Biografie:
→ Herbert Wiegandt: Bürgerzeiten im Zwiespalt


Theodor von Haßler4


* 3. Juli 1828 in Ulm;
† 28. Februar 1901 in Augsburg

Conrad Dietrich Hassler hatte 11 Kinder, sechs Töchter und fünf Söhne. Einer der Söhne hieß Theodor (vollständig Johannes Konrad Theodor).

Theodor Haßler kam mit 16 Jahren in die Lehre beim Ulmer Mechanikus
→ Otto Autenrieth,
Dort erhielt er das technische Grundwissen um nach einem Volontariat in der Fabrik von Emil Kessler (später Maschinenfabrik Esslingen, MF) in die mechanisch-technische Abteilung des Polytechnikums in Karlsruhe (heute KIT) zu wechseln und dort seine Ausbildung als Ingenieur abzuschließen.

Seine erste Arbeitsstelle führte ihn zu Carl August Reichenbach nach Augsburg, wo er ab 1850 wahrscheinlich an der Entwicklung und am Bau von Dampf- und Druckmaschinen mitwirkte. Reichenbachs Fabrik wurde 1857 in eine AG umgewandelt; aus der Fusion mit der Eisengießerei und Maschinenfabrik Klett & Comp. in Nürnberg entstand später die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG MAN.
Im gleichen Jahr wechselte Haßler zu Ludwig August Riedinger, einem Spinnmeister in Augsburg, der sich als Direktor der Augsburger Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei (SWA) besonders durch die Verbreitung der Gasbeleuchtung und Gasversorgung einen Namen gemacht hat. Riedinger baute Gaswerke in einer ganzen Reihe von Städten, blieb darüber hinaus aber der mechanischen Spinnereien und Weberei treu. Haßler sollte sich um diesen Firmenzweig kümmern und regte 1859 die Gründung der Baumwollspinnerei Kolbermoor an, 1863 wurde unter seiner Leitung die Produktion aufgenommen.
1868 wechselte er in die damals mit 95.000 Spindeln und mehr als 1200 Arbeitern größte deutsche Spinnerei, die Baumwollspinnerei am Stadtbach in Augsburg, deren Direktor er bis 1889 blieb.

Wie sein Vater, so war auch Theodor Haßler vielfältig ehrenamtlich engagiert. Er war Vorsitzender des Technischen Vereins Augsburg und Vorstand des bayerischen Dampfkessel-Revisionsvereins.
Seine unternehmerischen Interessen vertrat er als Ausschußmitglied des Vereins Süddeutscher Baumwollindustrieller und als Gründungsmitglied und später Präsident des Centralverbandes Deutscher Industrieller.

Der konservativ eingestellte Haßler war Gegner des Freihandels und setzte sich für Schutzzölle ein. Er unterstützte die Politik Bismarcks und warb für den Ausbau der kaiserlichen Kriegsflotte.
1880 erhielt er den Titel eines Kommerzienrats, 1896 wurde er zum Reichsritter ernannt, zwei Jahre später vom bayerischen König in den persönlichen Adelsstand erhoben.

Sein Nachlass im Augsburger Stadtarchiv umfasst 45 Kartons auf 9 Regalmetern.



Quellen:
1:→ Deutsche Biographie Huber, Max, "Haßler, Konrad Dieterich" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 51-52 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101056583.html#ndbcontent (Stand 20.2.23)
2: Nachfruf auf Konrad Dietrich Hassler in der Beilage der Allgemeinen Zeitung München v. 21.Sep. 1873 → Google Books (Stand 20.2.23)
3: Frank Raberg - Konrad Dietrich Hassler und das Ulmer Münster. Württembergs erster Landeskonservator rettete als „Reisender für das größte Haus Deutschlands“ das Wahrzeichen der Donaustadt. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 38. Jg. 2009, Heft 2, S. 59–67
4:→ Deutsche Biographie Haßler, Friedrich, "Haßler, Theodor Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 52-53 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1012270505.html#ndbcontent (Stand 27.2.23)


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