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KIs schreiben Ulmer Geschichte (um)
- ein Versuch -

KI - Künstliche Intelligenz ist derzeitzeit in aller Munde.
Ihre Fähigkeiten werden hoch gepriesen, die Technologie gilt als sog. Game-Changer und Schlüßel zur fünften industriellen Revolution.
Aber was kann sie zu Anfang des 21.Jahrhunderts wirklich, wenn es z.B. darum geht, stadtgeschichtliche Artikel zu schreiben?
 

 

Zuerst eine Begriffsbestimmung


Bei der Definition einer KI unterscheidet man zwischen unterschiedliche Typen:

  • Typ 1 - Reaktive Maschinen:
    Diese Computer sind auf einzelne, spezielle Aufgaben ausgelegt und perfektionieren die Lösung eines Problems. Dabei spielt die Umgebung und die Vorgeschichte der Aufgabe keine Rolle.
    Ein Beispiel hierfür sind Schach-Großcomputer wie der "Deep Blue". Aber auch schon ein moderner technisch-wisschenschaftlicher Taschenrechner kann dieser Kategorie künstlicher Intelligenz zugeordnet werden.

  • Typ 2 - Limited Memory Maschinen:
    Diese Geräte greifen auf ein begrenztes gespeichertes ("gelerntes") Wissen zurück und können aus vorausgegagenen Erfahrungen neue Ergebnisse ableiten. Zu dieser Art KI gehören z.B. selbstfahrende Autos oder Sprachanwendungen wie ChatGPT aber auch komplexe Anwendungen in der Medizin, der Datenanalyse im Finanzwesen usw..

  • Typ 3 - Theory of Mind KI:
    Diese Künstlichen Intelligenten Maschinen (KIM) können sich ein Bild vom Menschen und der Welt machen. Sie werden menschliche Emotionen wahrnehmen und ihr Verhalten danach ausrichten können.

  • Typ 4 - Selbstbewusste KI:
    Diese KI wird sich im Intelligenz-Niveau und Verhalten vom Menschen nicht mehr wesentlich unterscheiden.

KIs vom Typ 3 und 4 gibt es derzeit noch nicht.1

Was heute gemeinhin als "KI" oder "AI" (artifizielle Intelligenz) bezeichnet wird sind Maschinen des Typs 2. Deren Einsatzgebiet ist jedoch sehr breit gefächert.

In der Öffentlichkeit am häufigsten diskutiert werden derzeit sog. (Large) Language Modelle. Dahinter verbergen sich Algorithmen zur Sprachmodellierung. ChatGPT und Chatbots sind die bekanntesten Anwendungen. Sie kommen auch in virtuellen Assistenten wie Siri oder Alexa zum Einsatz.

Eher verdeckt, aber genau so populär ist der Einsatz von KI in Empfehlungsdiensten und Suchmaschinen. Sie erlauben die Navigation in den riesigen Datenmengen des Internets. Eine KI bestimmt, welche Informationen wir in den sozialen Medien zugespielt bekommen und welche Angebote wir in E-Shops erhalten.
In diese Kategorie gehören auch Content-Moderatoren, die in den sozialen Netzwerken Trolle, Beleidigungen und verbotene Inhalte erkennen und löschen.

Heftig gestritten wird über die Gesichtserkennung mit Hilfe von KI. Hier reicht die Anwendung von der einfachen Entsperrung des Smartphones bis zur Verhaltenskontrolle ganzer Bevölkerungsgruppen.

Nicht zuletzt spielt KI eine wichtige Rolle im Bereich der Mobilität. Neben der Steuerung von Verkehren, Anlagen und Fahrzeugen ist die Effizienzsteigerung moderner Logistik-Systeme der Industrie und des Handels ein aktueller Entwicklungsschwerpunkt.
 

 

populärwissenschaftliche Texte erstellen mit KI


Textgeneratoren wie ChatGPT, die auf künstlicher Intelligenz aufbauen, sind in der Lage, Texte in einer Qualität zu erzeugen, bei denen beinahe nicht mehr zu erkennen ist, ob sie von einem Menschen produziert wurden oder nicht. Eindeutige Anweisungen, sog. Prompts, bestimmen nicht nur die Inhalte der generierten Texte sondern auch die Sprache, Struktur und den Stil des Ergebnisses.

Textgenerierende KIs neigen jedoch dazu, nicht zusammengehörende Fakten neu miteinander zu verknüpfen und dort, wo ihnen Fakten fehlen, zu halluzinieren, also Inhalte nach einer statistischen Wahrscheinlichkeit einfach zu erfinden um syntaktisch vollständige Sätze bilden zu können.

Neben unterschiedlichen Sprachen, einem dazu passenden umfangreichen Wortschatz und einem fundierten Stamm an Gramatik- und Rechtschreibregeln verfügen diese generativen Roboter auch über eine Wissensbasis, die entweder explizit angelernt wurde oder die über eigene Recherche-Algorithmen einer Fragestellung angepasst werden kann.

Es würde keinen Sinn machen, von einer KI eine vollständige Ulmer Stadtgeschichte schreiben zu lassen. Ein Artikel zum Thema muss sich immer auf einzelne Aspekte oder Zeiträume beschränken, sollte aber inhaltlich und historisch korrekt sein.
Wir wollen über drei unterschiedliche Fragestellungen prüfen, wie weit die Texte, die durch heute populäre und allgemein zugängliche KIs erzeugt wurden, für eine Veröffentlichung brauchbar wären.

Die erste Aufgabe erfordert eine Interpretation des Begriffs "bedeutendster", die richtige Eingrenzung des 19.Jahrhunderts und eine korrekte Verortung der Suchergebnisse auf die Ulmer Region.
Die Herausforderung an die KI liegt also primär im Sammeln und Zuordnen von Daten.

Bei der zweiten Aufgabe muss ein bestimmter Fachbegriff gefunden und seine Bedeutung erfasst werden. Es müssen allgemein zugängliche Informationen (Fremdtexte) dazu sinnvoll interpretiert, miteinander verknüpft und in Bezug zur Fragestellung gebracht werden. Als Nebenbedingung ist die Textlänge begrenzt.

In der dritten Aufgabe soll eine in wenigen Schlagworten vorgegebene Kurzgeschichte geschrieben werden.
Hier soll geprüft werden, wie weit sich eine textgenerierende KI in ihrer Hauptaufgabe, dem Erzeugen eines Freitextes, noch an Fakten bzw. historische Hintergründe hält.

Getestet wurden jeweils die kostenlosen Versionen von TalkAI, einer deutschsprachigen Implementierung des KI-Tools ChatGPT (https://talkai.info/de/chat/), und Gemini, einem Nachfolger von "bard" aus der Werkstatt des Suchmaschinenherstellers google. (https://gemini.google.com/app). Gemini verwendet ein eigenes KI-Modell "Google AI".

Die KIs wurden Ende April 2024 abgefragt.
(Die Formatierung der Texte wurde für eine bessere Lesbarkeit teilweise geändert)

Was die KI dazu sagt



Aufgabe 1:
Wer waren die bedeutendsten Ulmer des 19.Jahrhunderts?
Antworten:
TalkAI
Einige der bedeutendsten Ulmer des 19. Jahrhunderts waren:
  1. Friedrich Silcher (1789-1860) - Ein bekannter Komponist, Dirigent und Chorleiter, der in Ulm geboren wurde und als Pionier der deutschen Chor- und Volksmusik gilt.
  2. Albert Einstein (1879-1955) - Obwohl er in Ulm geboren wurde, verbrachte der berühmte Physiker und Nobelpreisträger sein Leben größtenteils außerhalb der Stadt. Dennoch ist er aufgrund seiner bahnbrechenden Beiträge zur Physik untrennbar mit Ulm verbunden.
  3. Gustav Schwab (1792-1850) - Der Schriftsteller und Dichter war in den 1830er Jahren Direktor des Ulmer Gymnasiums und veröffentlichte eine Vielzahl von literarischen Werken, darunter auch die berühmte Sammlung "Die schönsten Sagen des klassischen Altertums".
  4. Friedrich Künzel (1810-1876) - Der bekannte Unternehmer gründete die Ulmer Zuckergussfabrik, die im 19. Jahrhundert zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor in der Region wurde.
  5. Joseph Alois Ratzinger, Papst Benedikt XVI (1927- ) - Obwohl er erst im 20. Jahrhundert geboren wurde, wuchs der spätere Papst Benedikt XVI. in Tuttlingen, nicht weit von Ulm entfernt, auf und hat enge Verbindungen zur Stadt.



Gemini
Das 19. Jahrhundert war für Ulm eine Zeit des Umbruchs und des Wandels. Die einst freie Reichsstadt verlor ihre Unabhängigkeit und wurde Teil des Königreichs Württemberg. Gleichzeitig erlebte die Stadt aber auch einen Aufschwung in Wirtschaft und Kultur.
Es ist schwierig, eine definitive Liste der "bedeutendsten Ulmer des 19. Jahrhunderts" zu erstellen, da verschiedene Bereiche und Leistungen gleichermaßen wichtig sein können. Dennoch möchte ich einige Persönlichkeiten hervorheben, die in unterschiedlichen Bereichen prägend für die Stadt Ulm und darüber hinaus waren:

Politik und Gesellschaft:
Albert Ludwig Berblinger (1776-1826): Tüftler, Erfinder und Baumeister, der unter anderem für den Entwurf des "Eisernen Fingers" bekannt ist, einer spektakulären Konstruktion zur Fortsetzung des Münsterbaus.
Robert Ferdinand Mörike (1803-1855): Schriftsteller, Lyriker und Maler, der zu den bedeutendsten Vertretern der deutschen Romantik zählt.
Theodor Ludwig Schönbein (1799-1868): Chemiker und Apotheker, der als Entdecker des Ozons gilt.

Wirtschaft:
Justus Heinrich Knecht (1821-1903): Unternehmer und Gründer der Magiruswerke, die später zu einem der größten Nutzfahrzeughersteller Europas wurden.
Philipp Albrecht Wieland (1785-1859): Industrieller und Unternehmer, der die Metallverarbeitung in Ulm vorantrieb und die Wieland-Werke gründete.

Wissenschaft und Kultur:
Gustav Freytag (1816-1895): Schriftsteller und Dramatiker, der als einer der Begründer des modernen Romans in Deutschland gilt.
Hermann Ulrici (1802-1884): Philosoph und Literaturhistoriker, der an der Universität Halle wirkte und zu den einflussreichsten Denkern seiner Zeit gehörte.
Lothar Wetzler (1817-1886): Komponist und Kirchenmusiker, der als Begründer der Ulmer Oratorientradition gilt.

Darüber hinaus gab es im 19. Jahrhundert in Ulm noch viele weitere Persönlichkeiten, die in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel der Theologie, der Medizin, der Architektur oder der bildenden Kunst, Bedeutendes geleistet haben.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und die Auswahl der Persönlichkeiten natürlich subjektiv ist.



Fakten-Check
Die Bedeutung Ulms ist im 19.Jahrhundert von mehreren Faktoren geprägt, dem Verlust der Reichsfreiheit und der Herabstufung zur unbedeutenden Provinzstadt, dem Bau der Bundesfestung, der Fertigstellung des Ulmer Münsters, dem wirtschaftlichen Wandel als neuer Knotenpunkt mehrerer Bahnstrecken und der vergleichsweise spät einsetzenden Gründung von Industrieunternehmen.

Abhängig davon, wie weit man die Zeitspanne des 19.Jahrhunderts sieht, zählen
→ Albrecht Ludwig Berblinger
, der Schneider von Ulm, der im ersten Drittel des 19.Jh gestorben ist, und
→ Albert Einstein
, der nach seiner Geburt im letzen Drittel des Jahrhunderst nur kurz in Ulm lebte, mit Sicherheit zu den bedeutendsten Ulmern. Auch der Erfinder des Lübecker Marzipans,
→ Johann Georg Niederegger
, der Apotheker und Zementfabrikant
→ Gustav Leube
, der Konstrukteur
→ Ludwig Rüb
und der Feuerwehr-Pionier
→ C.D.Magirus
gehören in dieser Epoche zu den Ulmern mit überregionaler Bedeutung.
Darüber hinaus haben weitere Persönlichkeiten, wie der Festungsbaumeister Moritz Karl Ernst von Prittwitz und Gaffron, der Stadt- und Münsterbaumeister Georg Karl Ferdinand Thrän, der Glockengiesser
→ Philipp Jakob Wieland
uva., für die Stadt eine große Bedeutung.

TalkAI
Friedrich Silcher wurde nicht in Ulm sondern in Schnait im heutigen Rems-Murr Kreis geboren.
Die Verbindung des gebürtigen Stuttgarters Gustav Schwab zu Ulm kann nicht als bedeutend für dessen Werk oder die Stadt Ulm angesehen werden.
Es gab zwar in Ulm kurzzeitig eine
→ Zuckerfabrik
, eine von Friedrich Künzel geleitete Zuckergussfabrik, die ein bedeutenden Wirtschaftsfaktor gewesen sein soll, ist jedoch nicht bekannt.
Zum Allgemeinwissen gehört, dass Joseph Ratzinger, der im Dezember 2022 gestorbene Papst Benedikt XVI., im oberbayerischen Kreis Altötting geboren ist. Sollte er in seiner Priesterzeit einmal die Stadt besucht haben, war der Aufenthalt sicher nicht von nennenswerter Bedeutung.

Gemini
Warum gerade ein "Eisener Finger", den Albrecht (nicht Albert!) Ludwig Berblinger als Baumeister zur Fortsetzung des Münsterbaus erfunden haben soll, kennzeichnend ist für den "Schneider von Ulm", verschweigt uns Gemini leider.
Der schwäbische Dichter und Lyriker Eduard Mörike ist in Ludwigsburg geboren. Ein Ulmer Verwandter mit dem Vornamen Robert Ferdinand ist nicht bekannt.
Der Chemiker, Physiker und Entdecker des Ozons, Schönbein, hieß mit Vornamen Christian Friedrich und ist in Metzingen auf der Alb geboren. Es ist nicht nachgewiesen, dass er sich längere Zeit in Ulm aufgehalten hätte.
Dass nach Ansicht einer amerikanischen KI Justus Heinrich Knecht der Gründer der
→ Magirus-Werke
sein soll dürfte einige Ulmer schwer erzürnen.
Gustav Freytag ist in Schlesien geboren, Hermann Ulrici in der Lausitz. Von beiden ist keine Verbindung nach Ulm bekannt.
Der heute noch aktive Ulmer Oratorienchor wurde 1890 gegründet. Trotzdem ist die Stadt nicht unbedingt für ihre Oratorientradition berühmt, daher erübrigt sich die Suche nach dem richtigen Vornamen des Komponisten und Kirchenmusikers Wetzler.


Aufgabe 2:
Erläutere in 5 Sätzen die Auswirkungen der Rayongesetze auf die heutigen Städte Ulm und Neu-Ulm
Antworten:
TalkAI
Die Rayongesetze führten zu einer strikten Trennung zwischen Wohn- und Gewerbegebieten in den Städten Ulm und Neu-Ulm.
Dadurch entstanden homogene Wohnviertel mit einer geringen Durchmischung verschiedener sozialer Schichten.
Die Rayongesetze hatten auch zur Folge, dass die Städte zunehmend autozentriert wurden, da sich Wohn- und Arbeitsstätten weiter voneinander entfernten.
Heute sind die Auswirkungen der Rayongesetze in Form von eintönigen und wenig belebten Wohngebieten in beiden Städten spürbar.
Die Städte Ulm und Neu-Ulm setzen jedoch verstärkt auf eine nachhaltige Stadtentwicklung, um die negativen Auswirkungen der Rayongesetze zu mildern und die Lebensqualität für ihre Bewohner zu verbessern.
(5 Sätze)


Gemini
Auswirkungen der Rayongesetze auf Ulm und Neu-Ulm:

Grenzbefestigung: Ulm und Neu-Ulm waren im 19. Jahrhundert Teil des Deutschen Bundes und später des Deutschen Kaiserreichs. Aufgrund der Rayongesetze, die militärische Sperrzonen um Festungen herum definierten, waren die Städte von einer 400 Meter breiten Zone umgeben, in der Baumaßnahmen und Ansiedlungen stark eingeschränkt waren.

Stadtentwicklung: Diese Beschränkungen hatten einen erheblichen Einfluss auf die Stadtentwicklung von Ulm und Neu-Ulm. Innerhalb der Rayongrenzen war es schwierig, neue Industrie anzusiedeln und die Bevölkerung wuchs langsamer als in anderen Städten.

Asymmetrisches Wachstum: Da Ulm auf dem rechten und Neu-Ulm auf dem linken Donauufer liegt, wirkte sich die Rayongrenze auf die Städte unterschiedlich aus. Neu-Ulm konnte sich im Vergleich zu Ulm stärker ausdehnen, da die Festung Ulm auf der gegenüberliegenden Flussseite lag.

Heutige Spuren: Obwohl die Rayongesetze im Jahr 1900 aufgehoben wurden, sind ihre Spuren in Ulm und Neu-Ulm noch heute sichtbar. Die Bereiche innerhalb der ehemaligen Rayongrenze weisen eine geringere Bebauungsdichte und einen höheren Anteil an Grünflächen auf.

Identität und Kultur: Die unterschiedliche Entwicklung der beiden Städte aufgrund der Rayongesetze hat zur Herausbildung eigenständiger Identitäten und Kulturen in Ulm und Neu-Ulm beigetragen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Rayongesetze die Stadtentwicklung von Ulm und Neu-Ulm stark beeinflusst haben und bis heute Spuren in der Stadtlandschaft und im kulturellen Gedächtnis der beiden Städte hinterlassen haben.
(10 Sätze in 5 Themengebieten)


Fakten-Check
Mit dem Bau der Bundesfestung von 1842 bis 1859 konnten die mittelalterlichen Stadtmauern abgerissen und die städtebaulich nutzbaren Flächen erheblich erweitert werden.
Das -» Reichs-Gesetz betreffend die Beschränkungen des Grundeigenthums in der Umgebung von Festungen vom 21.12.1871, kurz Reichsrayongesetz, schränkte aber die Bebaubarkeit des Geländes ausserhalb der Festungsmauern weiterhin stark ein. (Anm.: Gebäude mussten so errichtet werden, dass sie im Kriegsfall schnell abgebrochen werden konnten um dem Gegner keine Deckung zu bieten. Dampfmaschinen mussten beweglich, also als sog. Lokomobile, aufgestellt werden und durften nur eine beschränkte Kaminhöhe haben.)

Die Festung verlor jedoch bald ihre Bedeutung, die Ulmer Stadtverwaltung bemühte sich daraufhin um einen Ankauf der Wälle und Gräben. Nach der im Jahr 1900 vertraglich besiegelten Entfestigung und dem Wegfall der Rayonbestimmungen konnten sich neue Wohn- und Industriegebiete in der Ulmer West- und Oststadt entwickeln.2 Aber auch Neu-Ulm profitierte vom Fall der auch ihren Stadtkern umfassenden Mauern; es konnte ein neues Industriegebiet im Osten, am Abzweig der Bahnstecke nach Kempten, erschlossen werden.

Den visionären Ideen des zu dieser Zeit regierenden Ulmer Oberbürgermeisters Heinrich v. Wagner, der die Entfestigung voran trieb und in den neu entstandenen Stadteilen nicht nur die Ansiedelung neuer Betriebe durch den Bau von Straßen und Industriegleisen unterstützte sondern auch den sozialen Wohnungsbau förderte, ist eine noch heute in Ulm praktizierte Bodenplitik zu verdanken, die weithin als vorbildlich gilt.3
(6 Sätze)

TalkAI
Die KI hat die Bedeutung der Rayongesetze nicht erkannt.
Sie haben mit der Trennung von Wohn- und Industriegebieten nichts zu tun. In den nach Wegfall der Rayongesetze neu entstandenen Stadtteilen waren Wohnen und Arbeiten noch eng verzahnt. Da die Entfestigung Ulms schon zwischen 1900 und 1914 stattfand hat sie auch keine Auswirkungen auf die Dominanz des Autoverkehrs oder die Verödung von Satelliten-Stadtteilen. In Ulm überwiegen heute eher die positiven Auswirkungen in Form eines im Rayonbereich gelegenen Grüngürtels.

Gemini
Die Auswirkung der Rayongesetzte ist im Themenbereich Grenzbefestigung, Stadtentwicklung und "Heutige Spuren" richtig wiedergegeben.
Die Aussagen zum asymmetrischen Wachstum sind falsch. Die Bundesfestung umfasste auch Neu-Ulm und hatte dort die gleiche einschränkende Wirkung.
Sollte sich zwischen Ulm und Neu-Ulm tatsächlich unterschiedliche Identitäten und Kulturen ausgebildet haben, liegt die Ursache dafür sicher nicht in den Rayongesetzen sondern u.a. in der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Herrschaftsgebieten bzw. Bundesländern.


Aufgabe 3:
Erzähle als Sadtführer in 100 Worten die Geschichte der Ulmer Schwanenwirtin.
Antworten:
TalkAI
Die Ulmer Schwanenwirtin war eine rätselhafte Figur in der Geschichte der Stadt. Sie lebte vor vielen Jahrhunderten und betrieb eine kleine, aber beliebte Taverne im Herzen der Altstadt. Die Legenden besagen, dass sie eine begabte Köchin und eine talentierte Geschichtenerzählerin war, die die Gäste mit ihren Gaumenfreuden und faszinierenden Geschichten verzauberte. Doch eines Tages verschwand sie spurlos, und ihr Tavernen wurde nie wieder geöffnet. Ihre Geschichten und ihre Kochkünste werden jedoch noch immer in der Stadt weitererzählt und ihr Vermächtnis lebt in den Herzen der Ulmer fort.
(87 Wörter)


Gemini
Die mutige Heldin der Donau: Die Geschichte der Ulmer Schwanenwirtin

Hören Sie die Geschichte der legendären Sabina Welser, der Ulmer Schwanenwirtin! Im Jahr 1703, während des Spanischen Erbfolgekriegs, besetzten bayerische Truppen Ulm. In ihrem Gasthaus, dem "Schwanen", feierten Offiziere den Sieg ihres Kurfürsten Max Emanuel. Doch die stolze Sabina weigerte sich, auf den Feind anzustoßen. Stattdessen rief sie "Vivat Leopoldus!", zum Wohle des Kaisers und der freien Reichsstadt Ulm.
Wutentbrannt warfen die Bayern ihre Gläser nach ihr, doch Sabina blieb standhaft. Ihre Tat wurde zum Symbol des Widerstands gegen die Besatzung und inspirierte die Ulmer zum Kampf. Sabina selbst wurde zur Heldin und ihr Name ging in die Geschichte ein.
Heute erinnert die Figur der Schwanenwirtin beim jährlich stattfindenden Ulmer Fischerstechen an ihren Mut und ihre Treue zur Stadt. Lassen Sie sich von ihrem unerschütterlichen Geist inspirieren, während Sie durch die malerischen Straßen Ulms schlendern.
(135 Wörter)


Fakten-Check
Im spanischen Erbfolgekrieg (1701 - 1714) kämpfte der Habsburger Kaiser Leopold I. gegen den französischen König Ludwig XIV. Der bayerische Kurfürst Max Emanuel II. stand auf der Seite der Franzosen und konnte am 9. September 1702 die Reichsstadt Ulm einnehmen.
In der Folgezeit hatte die Bevölkerung arg unter der französich-bayerischen Besatzung zu leiden.
Als eines Tages bayerische Offiziere im Gasthaus „Schwanen“ zusammensaßen, ihren Fürsten hoch leben ließen und, wie damals üblich, dabei die Gläser aus dem Fenster warfen, tat es ihnen die kaisertreue Wirtin Sabina Heilbronnerin mit den Worten „Vivat Leopoldus“ gleich.
Die Gläser der Soldaten zersprangen auf der Gasse, der Pokal der Schwanenwirtin blieb dagegen heil. Er wird heute im Landesmuseum Württemberg aufbewahrt.3
(114 Wörter)

Die Geschichte, die TalkAI erzählt, ist zwar anrührend, hat mit der wahren Geschichte der Schwanenwirtin aber nichts zu tun. Ein Stadtführer sollte solche (Lügen-)Märchen unterlassen.

Der von Gemini vorgeschlagene Text entspricht weitgehend der aktuellen Quellenlage und könnte in Stadtführungen verwendet werden. Die Schwanenwirtin hieß jedoch mit Nachnamen Hailbronner (oder Heilbronner). Sabina Welser war die Autorin eines deutschsprachigen Kochbuchs und lebte im 16.Jahrhundert in Augsburg.

Resultat des Versuch


Im direkten Vergleich zeigen sich die konzeptionellen Unterschiede dieser beiden KIs.
Während sich TalkAI/ChatGPT auf die reine Textmodellierung konzentriert bemüht sich Gemini auch um inhaltliche Richtigkeit und steht dabei den Sprachfähigkeiten von ChatGPT in nichts nach.

ChatGPT kann nach eigenen Angaben "Texte beliebiger Komplexität und Thematik generieren, Aufsätze und Berichte verfassen, eine lustige Geschichte schreiben oder Ideen für neue Projekte vorschlagen". Das Tool soll in der Lage sein "Antworten auf eine Vielzahl von Themen mit ausreichender Genauigkeit und ohne irreführende Phrasen zu geben".
In der Praxis zeigt sich jedoch, dass in der getesteten Version die generierten Texte nicht über das Niveau eines facebook-Eintrags oder eines Stammtischgesprächs hinaus gehen.
Die KI verfügt über ein durch das Unternehmen OpenAI vorgegebenes Wissen, das stark durch Lizenz- und Urheber-Rechte eingeschränkt und von einer auf den US-Markt ausgerichteten Auswahl durch die Entwickler geprägt ist.
Zum Zeitpunkt des Versuchs (April 2024) soll ChatGPT zwar einen aktuallisierten Wissensstand bis April 2023 haben (s. Meldung v. -»Zeit Online, 6.11.2023), das fehlende Sterbedatum von Papst Benedikt XVI. in Aufgabe 1 zeigt jedoch, dass die freie Version der KI noch auf die Ursprungsversion mit Stand September 2021 zurückgreift. Wahrscheinlich zählt aber auch die aktuelle Version GPT-4 Joseph Ratzinger fälschlich zu den bedeutendsten Ulmern.

Die Fähigkeiten von Gemini/Google AI sind laut eigenem FAQ weiter und zurückhaltender gefasst. Es "kann dich beim Schreiben, Planen Lernen und vielen anderen Dingen unterstützen". Neben den Eigenschaften eines LLM (Large Language Models, s.o.) lernt die KI "ständig dazu, was bedeutet, dass es auch aus deinen Prompts, deinen Antworten und deinem Feedback lernt."
Google weist explizit darauf hin, dass die KI Fehler machen kann und gibt Tipps, wie die Antworten überprüft werden können. Allerdings kann auch die Funktion zur Überprüfung der Antworten fehlerhaft sein und widersprüchliche Angaben liefern.
Weitere, hier nicht erwähnte Aufgaben haben gezeigt, dass Gemini auch die Suchergebnisse des hauseigenen Dienstes -» Google Books in seinen Antworten nicht vollständig berücksichtigt.

Gemini gibt zumindest Links an, die angeblich auf die verwendeten Quellen verweisen. Bei TalkAI/ChatGPT ist es völlig unmöglich Informationen über die Quellen zu bekommen. Stellenweise weist diese KI dahingehende Fragen mit dem Hinweis zurück, dass sie das so gelernt habe.

Beide KIs sind einfach und intuitiv benutzbar. Für Gemini ist in der kostenlosen Version eine Anmeldung über ein google-Konto nötig. TalkAI/OpenAI verzichtet auf die Abfrage von Benutzerdaten, speichert jedoch Sessiondaten und Aktivitäten in Cookies.
Die Bezahl-Versionen beider Tools bieten zwar den Zugang zu neueren Versionen der API, weitergehende Nutzungsmöglichkeiten wie Bildgeneratoren, komplexere Programmierfunktionen und ein höheres Wortlimit. Wesentlich bessere Ergebnisse der gestellten Aufgaben aus dem Versuch sind damit aber nicht zu erwarten.

Fazit
TalkAI/ChatGPT kann man vielleicht für einen Schulaufsatz über das schönste Ferienerlebnis, für ein Gedicht anlässlich des Geburtstags des Chefs oder zur Übersetzung einer slowakischen Speisekarte verwenden. Für Hausarbeiten im Fach Geschichte an einem Gymnasium oder gar noch anspruchsvollere Aufgaben ist diese KI nicht geeignet.
Hierfür tauglicher erscheint Gemini/Google AI. Aber auch bei dieser KI ist der Aufwand hoch, die für den generierten Text verwendeten "Fakten" zu prüfen. Eine eigene Suche über mehrere Suchmaschinen bietet meist umfangreichere und bessere Ergebnisse. Ob sich der anschließende Aufwand lohnt, diese dann mittels KI in einen formvollendeten Text umwandeln zu lassen, scheint allerdings fraglich.

In Anbetracht der Testergebnisse wird daher auf dieser Plattform auch weiterhin auf eine Unterstützung durch eine sprachmodellierende KI verzichtet.


Quellen:
1: https://www.heise.de/tipps-tricks/Diese-vier-Arten-von-KI-gibt-es-9076579.html (Stand: 19.4.2024)
2: Ulmer Geschichte im Netz, Von der Entfestigung (1899/1900) bis zum Zweiten Weltkrieg (1939) (Stand: 28.4.2024)
3: Stadt Ulm - Ulmer Oberbürgermeister - Heinrich (von) Wagner (1891-1919) (Stand: 28.4.2024)
4: museum digital baden-württemberg, Ulmer Schwanenpokal (Stand: 29.4.2024)


letzte Aktuallisierung Seite u. Links: Jan. 2023