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Der Bahnwärter und sein Posten
Die moderne Sicherung des Zugverkehrs kommt inzwischen ganz ohne (sichtbare) Signale aus. Alle nötigen Überwachungs- und Steuerungsfunktionen werden durch einen Zentralcomputer im Triebfahrzeug ausgeführt. Streckeninformationen, Fahrterlaubnisse und Meldungen von Signalen und Weichen werden per Funk und über Sensoren im Gleis übertragen.
Die heute noch jedem Fahrgast bekannten Flügel- und Lichtsignale, die die baldige Abfahrt des Zuges verkünden oder eine pünktliche Einfahrt in den Bahnhof verzögern, sind aber erst einige Zeit nach dem Bau der ersten Strecken entwickelt worden. Vor den mechanischen Sicherung des Fahrwegs musste man allein auf die Zuverlässigkeit von Menschen, den Bahnwärtern, vertrauen.
Bahnwärter haben die Aufgabe den Zustand der Bahnanlage auf der freien Strecke zu überwachen und für die Fahr- und Betriebssicherheit Sorge zu tragen.2
In der Frühzeit der Eisenbahn war die Kommunikation entlang der Gleise und mit dem fahrenden Lokpersonal ein großes Problem. Die Information, dass ein Zug an Station A abgefahren ist, den Abschnitt B vollständig durchfahren hat und vor der Einfahrt in Station C anzuhalten hat, musste entweder akustisch mit einem Signalhorn, durch Flaggen oder mit optischen Telegraphen weitergegeben werden. Gleisbrüche, Dammrutschungen, Vieh auf dem Gleis und umgestürzte Bäume konnten diesen Betrieb stören.
Im Gegensatz zu den österreichischen Bahnen gab es in den deutschen Signalvorschriften bis nach der Jahrhundertwende kein Wärtersignal "Frei". Es genügte zur Feststellung des freien Fahrwegs und des ordnungsgemäßen Zustands der Bahnanlagen im Bereich des Postens, wenn der Wärter den vorbei fahrenden Zug vorschriftsmäßig grüßte.
Hatte der Zug den folgenden Abschnitt langsamer als im Fahrplan vorgesehen zu durchfahren wurde das durch ruhiges Halten der Signalfahne mit schräg abwärts geneigtem Arm angezeigt. Später erhielten die Wärter dafür eigene Tafeln, sog. Langsamfahrscheiben, die am Anfang und Ende des betreffenden Gleisabschnitts angebracht wurden. Langsamfahrstellen wurden z.B. nötig, wenn der Bahnwärter einen Schienenbruch neu festgestellt hat oder Arbeiten in Gleisnähe stattfinden.
"Halt" wurde dem Zug am Tage durch eine rote Signalflagge signalisiert, die im Kreis zu schwingen war. Bei Dunkelheit war dazu eine Handlaterne zu verwenden, die rot abgeblendet ist. Drohte besondere Gefahr hatte der Wärter mit seinem Horn drei kurze Töne abzugeben oder drei Knallkapseln hintereinander auf demselben Schienenstrang zu legen. 2
Bald schon wurden eigenständige Bahn-Signalsysteme erfunden, aber bis zur Einführung einer einheitliche Signalordnung in Deutschland im Jahr 1875 verwendete jede der vielen Bahngesellschaften (die Länderbahnen wurden erst am 1. April 1920 zur Reichsbahn vereinigt) ihr eigenes Sicherungssystem.
All diesen Systemen gemeinsam ist die Aufteilung der Strecke in überschaubare Abschnitte, deren Länge sich oft davon ableitete, welchen Bereich ein Postenwärter überblicken konnte. Diese Abschnitte werden Streckenblock genannt, der zuständige Blockwärter ist verantwortlich für die Sicherheit des Zugverkehrs in seinem Block. Bahnwärter-Posten stehen daher meist in Abständen, die einen Blickkontakt untereinander ermöglichen. Abhängig von der Topografie können das wenige hundert Meter bis zu mehrere Kilometer sein.
Mit dem Bau der Eisenbahnstrecken wurde an vielen Stellen das bestehende Wegenetz zerschnitten. Wo es möglich war versuchte man die notwendige Kreuzung eines Weges mit den Gleisen dort hin zu verlegen, wo aus sicherungstechnischer Sicht ohnehin ein Bahnposten vorgesehen war. Der Postenwärter übernahm dann auch die Aufgabe eines Schrankenwärters.
Besonders bei Überlandstraßen war diese Doppelfunktion oft nicht möglich oder wegen des hohen Verkehrsaufkommens auch nicht erwünscht. In diesem Fall wurde der Schrankenposten zwischen zwei Blockwärter-Posten oder als Doppelposten mit zwei Wärtern angelegt.
An manchen Stellen richtete man darüber hinaus Posten mit besonderen Aufgaben ein. Der Wärter hatte dann entweder einen Tunnel, eine Brücke oder einen Kreuzungsbereich mit einer anderen Strecke zu sichern.
Die Betriebsstellen einer Bahn-Linie, und damit auch die Bahnwärterhäuser, wurden zu ihrer Unterscheidung entlang des Streckenverlaufs durchnummeriert. Dabei zählten auch Bahnhöfe, Stationen und andere besetzte Dienststellen mit so dass sich scheinbar Lücken in der Nummernfolge der Posten ergeben. In den alten Ulmer Adressbüchern haben die Bahnwärter-Häuser, die meist am Ende der Abteilung "Ausserhalb" oder "Auswärts" aufgeführt sind, einen Beinamen, der auf den Standort hindeutet.
Zu den Tätigkeiten eines jeden Bahnwärters gehörte fast immer die Beurteilung des betriebstauglichen Zustandes der Bahn, also des Unter- und Oberbaus mit sämtlichen zugehörigen Anlagen und Betriebseinrichtungen, sowie die Erfüllung bahnpolizeilicher Aufgaben, wie die Bewachung der Strecke gegen unbefugtes Betreten,
Die einem Bahnwärter dabei täglich zugestandene Ruhezeit(!) betrug 8-9 Stunden. Sofern der Posten nicht doppelt besetzt war wurde er von einem Hilfs- oder Ablösewärter abgelöst. Bei vielen Bahnverwaltungen waren auch Familienangehörige (Frau und erwachsene Töchter) des Wärters zum Dienst am Posten (Schranken- und Signaldienst) zugelassen. Streckenbegehungen durften sie jedoch nicht durchführen.
Organisatorisch waren die Bahnwärter meist den Eisenbahnbetriebsämtern unterstellt. Mayers Konversations-Lexikon von 1888 führt dazu aus: "... zum Teil unter, zum Teil neben den Eisenbahnbetriebsämtern bestehen für einzelne technische Dienstzweige besondere Dienststellen und zwar: für die Bahnunterhaltung und Bahnaufsicht Eisenbahnbauinspektoren und Eisenbahnbaumeister, denen innerhalb ihres Geschäftsbereichs die Bahnpolizei obliegt, und denen die Bahnmeister und die denselben unterstellten Weichensteller, Bahnwärter, Hilfswärter und Streckenarbeiter untergeordnet sind;...Das Personal der Bahnunterhaltung bilden die Ingenieure mit ihrem Oberingenieur, Bahnmeister, Bahnwärter etc. ..."
Auch wenn noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts nahezu jeder, der im Dienste der Post- und Bahnverwaltung stand, als Beamter angesehen wurde, waren Bahnwärter meist im Angestelltenverhältnis beschäftigt. Nach langjährigen Bewährung bestand die Möglichkeit auf Lebenszeit angestellt zu werden. Sie durften eine Uniform tragen und nahmen daher, trotzt der ärmlichen Verhältnisse, in denen sie oft lebten, nach aussen hin den Status einer Respektsperson ein.
Bedingt durch die weitläufige Verteilung auf der Strecke lagen die Posten oft abgeschieden und weit entfernt von den nächsten Siedlungen. Die Bahnwärter waren also auf eine Selbstversorgung angewiesen. Die Bahnverwaltungen bemühten sich zwar meist um eine Ausstattung der Posten mit angemessen großen Grundstücken, die die Anlage eines Nutzgartens und das Halten von Kleinvieh ermöglichten. Bei schwierigen Gelände-Verhältnissen wie z.B. der Geislinger Steige, war das aber nicht immer möglich. Der Bahnwärter wohnte dann in einem abgesetzten Gebäude, ggf. im nächsten Dorf oder Ort, und musste für seinen Dienst einen langen Fußweg zurück legen.
Als Dienststellen blieben Bahnwärterhäuser immer im Besitz der Bahnverwaltung. Die Überlassung der Wohnung an den zuständigen Bahnwärter war Teil seiner Besoldung. Während an machen Posten (z.B. →Posten 111) die Besetzung in rascher Folge wechselte zeigten einzelne Bahnwärter eine beharrliche Sesshaftigkeit, die, wie im Fall der Familie Schabel am →Posten 110, so weit ging, dass eines der Kinder Schabels ebenfalls den Beruf eines Bahnwärters ergriff um das Wohnrecht im angestammten Häuschen zu sichern. Der Witwe Schabel blieb so ein Umzug zum Ende ihres Lebens erspart.
Der Übergang von der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen in die Deutsche Reichsbahn brachte für die Bahnwärter einige Verbesserungen der Wohnverhältnisse mit sich. Immerhin waren manche Posten-Gebäude schon fast 70 Jahre alt. Georg v. Morlok schreibt in seinem 1890 erschienenen Buch "Die Königlich Württembergischen Staatseisenbahnen" über die Bauwerke der frühen Bauphasen:
Die gebauten Bahnen waren so billig als möglich angelegt. Alles Bauwerk war einfach und rationell ausgeführt. Solid, aber fast naiv einfach waren die Hochbauten angelegt. Die Bahnwärterhäuser III. Klasse hatten nur einen Vorplatz mit einem Herdchen und eine Wohnstube, gerade gross genug für einen unverheirateten Wärter; aber auch die für grösseren Haushalt bestimmten Bauten dieser Kategorie waren wie in einfachsten Bauformen so in knapp bemessenen Räumen erstellt.
Die nun nach preussischen Grundsätzen agierende Reichsbahn-Verwaltung sah dagegen auch den Anbau von Stallungen und insgesamt eine Vergrößerung der sehr bescheidenen württembergischen Bahnwärterhäuser vor. Aber nicht immer waren entsprechende Anträge der Bewohner von Erfolg gekrönt.
Grundriß eines Bahnwärterhauses um 1920
Im September 1920 stellt der Bahnwärter Schmid, der im →Posten 112 seinen Dienst verrichtet, einen Antrag auf einen Anbau zur Erweiterung der Küche und des Aborts sowie zum Bau einer Futterscheune.
Der Anbau für die Küche wird im Juli 1921 bewilligt, da in dem Haus 9 Personen wohnen (davon 7 Kinder), die Küche nur 7 qm groß ist und davon auch noch 2 qm als Durchgang zum Wohnzimmer freizuhalten sind. Der Futterschuppenanbau wird dagegen abgelehnt da Schmid angibt, dort lediglich seine Futterschneidmaschine unterbringen zu wollen.
Im Oktober 1921 befürwortet die Ulmer Bahnverwaltung gegenüber der Direktion den Bau eines Viehstalls beim →Posten 107 und begründet das damit, dass in den letzten Jahren fast alle Wärterhäuser an der Strecke Geislingen - Ulm mit Stallgebäuden ausgestattet wurden und bei der einsamen Lage des Postens das Bedürfnis für einen Stall nicht zu bestreiten sei.
Stellwerksmeister Nolle beantragt im Jahr 1923 einen Anbau für den von ihm bewohnten →Posten 116. Dieser wird abgelehnt, da die Familie Nolle nur aus dem Ehepaar und zwei erwachsenen Töchtern besteht von denen eine bald heiraten wird.
Aber auch schon zu Zeiten der württembergischen Bahnverwaltung wurde manchmal die Notwendigkeit von Umbauten anerkannt. 1897 erfolgte die Vergrößerung des →Postens 118 für 2350 Mark, zwei Jahre später die des →Postens 119 für 2160 Mark. Und 1917 genehmigte man die Erweiterung des →Postens 112, da sich 2 Erwachsenen und 6 Kindern ein gemeinsames Wohn- und Schlafzimmers teilen. Auch dieser Antrag war von Bahnwärter Schmid gestellt worden (s. weiter oben).
Die besondere Rolle der Bundesfestung Ulm zeigt sich bei der Vergrößerung des →Postens 117. Ein 1906 geplanter massiver Anbau musste von der Kaiserlichen Gouvernementsverwaltung genehmigt werden da der Posten im Rayon-Bereich liegt. Bei einem drohenden Krieg war vom Militär vorgesehen, alle Gebäude im Vorfeld der Festung zu sprengen um dem Gegner keine Deckung zu bieten. Die Besitzer, auch die Bahnverwaltung, mussten sich bereit erklären, in diesem Fall auf Entschädigungen zu verzichten.
Neben den oft unzureichenden Raumverhältnissen für die nicht selten mit einer großen Kinderzahl gesegneten Bahnwärter war auch die Wasserversorgung der Bahnwärterhäuser ein wiederkehrendes Problem.
Der kurz vor dem 1.Weltkrieg neu gebaute →Posten 71 musste eine längere Zeit ohne eigenen Wasseranschluß auskommen. Der Versuch, auf dem Gelände der benachbarten Eberhardt'schen Fabrik einen Brunnen zu schlagen, war fehlgeschlagen. Die Bahnverwaltung beantragte daher 1915 den Anschluß an das städtische Leitungsnetz.
Auch der →Posten 117 lag nach dem 1.Weltkrieg trocken und sollte an die städtischen Leitungen angeschlossen werden. Der Grund war hier die Verpachtung der anliegenden Grundstücke als Schrebergärten wodurch das Bahn-Grundstück von seiner Wasserversorgung abgeschnitten wurde.
Noch schwieriger war die Situation der →Posten 109 und →Posten 110. Beide wurden durch den sog. Buchbrunnen im Örlinger Tal versorgt. Während des 1.Weltkriegs sollte diese Quelle durch die Festungsverwaltung mit einer Brunnenstube versehen werden, deren Bau aber nicht vollendet wurde. Durch die nun offen liegende Wasserentnahmestelle entwickelte sich eine Gesundheitsgefährdung für Tier (eine erkrankte Kuh) und Mensch (Bahnwärter Kimmich). Im Verlauf der Verhandlungen zu einer Lösung bestand das Schultheißenamt Ulm darauf, dass der Buchbrunnen städtisches Eigentum sei, Wasser von dort auf eigene Gefahr entnommen wurde und die Wasserversorgung von Bahnanlagen durch deren Verwaltung zu erfolgen hat. Der Fabrikant →Georg Ott, der beim Schwedenturm einen Garten besaß und sich ebenfalls aus diesem Brunnen bediente, schlug dann eine Quellenfassung und Leitung auf seine Kosten vor. 3
Obwohl Bahnwärterhäuser in den erhalten gebliebenen Akten kaum eine Rolle spielen und die geschilderten Umbau-Anträge dort nur in knappen Worten abgehandelt werden, täuscht der Eindruck, dass diese Gebäude von der Bahnverwaltung stiefmütterlich behandelt worden wären. Allein die hohe Anzahl der Bauten und die Notwendigkeit, sie noch während des Baus der Strecke auch fertig zu stellen, veranlasste die Baudirektionen, hochrangige Architekten und Ingenieure mit der Planung zu beauftragen.
So stammen beispielsweise die Entwürfe zu den Bahnwärterhäusern an der →Brenzbahn vom Oberbaurat Georg Morlok. Die Gebäude bestehen aus einem Erdgeschoß in Naturstein und einem Obergeschoß aus unverputzten Ziegelsteinen1.
Morlok (»wikipedia) war in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts ein bedeutender Architekt und Eisenbahn-Ingenieur. Von ihm stammen nicht nur die Pläne u.a. für die Hüttenwerke in Wasseralfingen und den Bahnhof in Aalen, er war auch Bauleiter der Remsbahn Cannstatt - Nördlingen, der Gäubahn Stuttgart - Singen und der Alten Markthalle in Stuttgart.
Wegweisend, wenn auch anfänglich wenig erfolgreich, waren die Überlegungen von Oberbaudirektor Josef v. Schlierholz.
Schlierholz (»wikipedia) hatte die Idee, für die Bahnwärterhäuser der →Donautalbahn den neuen Baustoff Beton zu verwenden um mit diesem inzwischen günstig gewordenen Material und einer rationellen Bauweise erhebliche Einsparungen zu erzielen. Bisher baute man aus Stampf-, Guss- und Eisenbeton überwiegend Brücken. Die teilweise heute noch genutzten Gebäude an dieser Strecke repräsentieren somit die ersten Wohnbauten aus diesem Werkstoff. (s. →Kunststein)
Beton-Bahnwärterhaus bei Schelklingen
Die durch die anfänglichen Probleme der Bauarbeiter beim Umgang mit diesem modernen Baumaterial entstandenen Mehrkosten zehrten dann aber die erzielten Einsparungen auf. Bei nachfolgenden Streckenneubauten setzte man vorerst wieder auf traditionelle Bauweisen.
Trotzt aller Widrigkeiten bot das Leben in einem Bahnwärterhaus, sofern es im Umfeld des Ulmer Stadtgebiets lag, gewisse Vorteile gegenüber den Wohnverhältnissen anderer Bahnbediensteter, für die die Verwaltung zum Ende des 19.Jahrhunderts hin neue →Arbeitersiedlungen eingerichtet hatte. Das den Posten umgebende Grundstück befreite von der erzwungenen Enge einer Stadtwohnung und die stadtnahe Lage ermöglichte eine Teilhabe an den Vorteilen einer Stadtgemeinschaft. Als Bahneinrichtung verloren die Gebäude zunehmend an Bedeutung, als Wohnplatz blieben sie aber attraktiv.
Mit der Weiterentwicklung der Signaltechnik wurde das noch zu Länderbahnzeiten entstandene System aus Haupt- und Vorsignalen, die einen Blockabschnitt sichern, durch eine Mehrabschnittssignalisierung abgelöst. Elektrische Lichtsignale erlaubten eine größere Entfernung zu den Stellwerken als die mit Drahtzug bedienten Formsignale. Bahnwärter-Posten wurden damit für die Fahrwegsicherung entbehrlich. Sie überlebten an wärterbedienten Bahnübergängen als Schrankenwärter etwas länger, wurden aber bald auch dort durch Fernwirktechnik ersetzt.
Schon in den 1920er Jahren ist die Aufgabe der Trassenprüfung an spezialisierte Streckengänger übergegangen. Diese Aufgabe wird heute von hochtechnisierten Messzügen erfüllt.
Als Dienststellen überflüssig geworden, wurden die Bahnwärterhäuser ab Mitte des 20.Jahrhunderts in größerer Zahl an Privat verkauft oder in Folge von Streckenstilllegungen oder von Baumaßnahmen abgerissen. Gebäude, die bis heute überlebt haben, weisen einen sehr breitgefächerten Zustand auf, der von baufällig bis mustergültig reicht. Am repräsentativsten zeigen sich dabei die Posten 117 bis 120 an der Südbahn.
Die württembergische → Donautalbahn in den Schwarzwald (heute Kursbuchstrecke 755) wurde in den alten Adressbüchern der Stadt als "Ulm-Blaubeurer Linie" bezeichnet. Die Kilometrierung der Strecke beginnt im Ulmer Hauptbahnhof, dem Schema folgte auch die Nummerierung der Bahnposten. In dieser Zählweise nahm der Bahnhof Söflingen die Position 2 ein.
Bahnhof Söflingen 1909
Posten 1, Ausserhalb des Tunnels
Die stadtinterne Bezeichnung "Ausserhalb des Tunnels" stammt aus der Zeit, als die Mauern der Bundesfestung die Stadt noch ganz umschlossen und die Wallanlagen von der Eisenbahn in einem gesicherten Tunnel unterquert wurden. Der Posten am Ausgang des Lehrer Tals wurde im Zuge des Neubaus der Wallstraßenbrücke (B30) und der Verbreiterung der Kienlesbergstraße für eine Brückenauffahrt Anfang der 1970er Jahre abgerissen.
Mit dem Bau des neuen Rangier- und Güterbahnhofs im Blautal musste nicht nur die Strecke nach Blaubeuren weiter nach Norden an den Hang des Eselsbergs verschoben werden. Auch für den Söflinger Bahnhof wurde eine Verlegung notwendig. Die Nummernfolge der Betriebsstellen blieb dabei erhalten, in einigen Unterlagen erhielt nun jedoch der neue Rangierbahnhof die Postennr. 1.
Die wichtigste Aufgabe des Posten 3 war die Sicherung des Bahnübergangs zum
→ Drahtzug Beck
Beim Bau der Strecke hatte die Söflinger Bevölkerung auf diesen Übergang bestanden, da ansonsten für die dort Beschäftigten der dort nun eingezogenen Weberei → Steiger & Deschler ein weiter Umweg nötig würde. Der Posten wurde in Vorbereitung des Baus des Kurt-Schumacher-Rings Mitte der 1990er Jahre abgerissen.
Posten 4, Blaubeurer Str. 248
Km 4+300
Das Bahnwärterhaus Nr.4 hat als einziges an dieser Strecke im Ulmer Stadtgebiet bis heute überlebt. An einem bliebten Radweg nach Blaustein gelegen stellt das nun als privates Wohnhaus genutzte Gebäude ein Schmuckstück dar.
Strecke Augsburg - Neu-Ulm
Die Nummerierung der Bahn-Posten an der →Bayerischen Maximiliansbahn ist im Bereich Neu-Ulm nicht gesichert. Der Bau der Strecke erfolge zwar von Ulm aus nach Augsburg, die Kilometrierung und Postenzählung verläuft dagegen (entsprechend der Bedeutung Münchens als Zentrum des Königreichs) in umgekehrter Richtung. Eine Umnummerierung fand wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem zweigleisigen Ausbau im Jahre 1892 statt.
Posten 82(alt), Burlafingen
Der Bahnposten, über den keine näheren Angaben bekannt sind, stand an der Kreuzung mit dem Weg nach Steinheim.1
Posten 31 / 81(alt), Pfuhl
Auch über den Posten am Weg von Pfuhler Kapellenberg zum Breitenhof ist wenig bekannt. Er soll nach 1965 abgerissen worden sein.1
Posten 32, Offenhausen
Der Posten, der den Bahnübergang in der Max-Eyth-Straße Richtung Industriegebiet absicherte, wurde zwar schon kurz nach dem 2.Weltkrieg aufgegeben. Das Gebäude stand jedoch noch bis zum Bau einer Rad-/Fuß-Brücke im Jahr 2005.1
Mit der Öffnung der Bundesfestung und dem Abriss der Wallanlagen wurde der Posten am Eisenbahntor bei der Caponniere 2 überflüssig und 1911 abgerissen.1
Posten 75, beim Mohrenkopf
Der Posten ist in den Ulmer Adressbüchern in der Zeit von 1880 (da noch fälschlich mit der Nummer 57) bis 1889 nachgewiesen. Bahnwärter waren Lorenz Pohlock (1880 - 1886) und Ferdinand Schilling (1889).
Die Lage des Postens ist wahrscheinlich identisch mit dem vormaligen → Posten 115 an der Strecke nach Friedrichshafen. Mit der Eröffnung des Fußgängerstegs über die Bahngleise am Mohrenköpfle im März 1890 dürfte der Posten weggefallen sein.
1: Alle Angaben: Peter Wischenbarth - Eisenbahnstrecken und Industriegleise im Landkreis Neu-Ulm, Landratsamt Neu-Ulm; 2021 (→Literaturliste Schienenverkehr)
Strecke Kempten - Neu-Ulm
Informationen über die Bahnwärterhäuser an der →Illertalbahn sind leider nur schwer zugänglich. Im Gegensatz zum Staatsarchiv Ludwigsburg sind die Bestände des Staatsarchivs Augsburg kaum digitalisiert und Akten zur Eisenbahn auf Findbücher der Land-, Kreis- und Stadtgerichte, der Eisenbahndirektion Augsburg, der Eisenbahnbau-Sektionen, der Bayerischen Staatseisenbahn und einem 123 lfm umfassenden "Verkehrsarchiv" verteilt.
Posten 33, Bahnhof Gerlenhofen
Der Bahnhof Gerlenhofen wurde 1897 eröffnet. Bis dahin stand an seiner Stelle der Bahn-Posten 33, der die Aufgabe hatte, den Bahnübergang am Weg von Hausen nach Gerlenhofen zu sichern.1
Posten 33/1, Ulmer Ried
Der Posten beim Ludwigsfelder Baggersee hatte ursprünglich die Nr. 34, erhielt aber nach Eröffnung des Bahnhofs Gerlenhofen und dem Wegfall des dortigen Postens im Jahr 1897 die Nr. 33.1 Nach Jahren, in denen das Schrankenwärterhaus zunehmend verfiel, ist es heute zumindest wieder zeitweise bewohnt.
1: Alle Angaben: Peter Wischenbarth - Eisenbahnstrecken und Industriegleise im Landkreis Neu-Ulm, Landratsamt Neu-Ulm; 2021 (→Literaturliste Schienenverkehr)
Weshalb der Posten an der Reuttier Straße auf den Plänen der Stadt die gleiche Nr. 33 trägt wie der Posten im Ulmer Ried ist nicht nachzuvollziehen. Mit der Schließung des Flugplatzes Schwaighofen und der folgenden Umgestaltung der Flächen in ein Gewerbegebiet wurde das Gebäude Ende der 1990er Jahre abgerissen.1
Posten 34, Finninger Straße
Der Bahnübergang an der Finninger Straße wurde im Januar 1981 geschlossen und durch eine Fußgängerunterführung ersetzt. Zeitgleich mit der Eröffnung des neuen Haltepunktes Finninger Straße erfolgte der Abbruch des Bahnwärterhauses. 1
Ulm-Heidenheimer Linie
Die in der Literatur zur →Brenzbahn zu findenden Angaben über die Nummerierung der Posten sind nicht eindeutig. An dieser Stelle werden die Bezeichnungen aus den Ulmer Adressbüchern ab 1876 und den historischen amtlichen Stadtplänen verwendet.
Posten 69, an der Landesgrenze Ulm-Thalfingen
Km 66+400
Die Angaben in den alten Adressbüchern deuten darauf hin, dass dieser Posten in der heutigen Ulmer Straße in Thalfingen früher noch zur Ulmer Gemarkung gezählt wurde. In den aktuellen Plänen verläuft die Gemeindegrenze von Elchingen, zu dem dieses einstige Pfarrdorf seit 1978 gehört, jedoch ca. 150 Meter weiter westlich. Der Ortskern ist ca. 1 km entfernt, der Bahnhof Thalfingen rund 500 Meter.
Posten 70, an der Böfinger Halde
Km 68+050
Der Posten hieß bei der Eröffnung der Strecke noch "am Wiesle" und wurde Anfang der 1970er Jahre abgerissen.
Seine Aufgabe bestand in der Sicherung einen Bahnübergangs für den Feldweg Fw 160, der, später etwas weiter östlich verschoben, heute noch als signalgesicherter Übergang besteht.
Bahnwärter:(bis 1900)
1876 - 1878:
Christoph Kollmar
1883 - 1900:
Karl Blersch
Posten 71, beim Alber
Km 69+850
Der erste Posten mit dieser Nummer stand südlich der Gleise. Ab ca. 1885 wohnten die hier tätigen Bahnwärter im Posten 72 beim Stuttgarter Tor. Der heute noch bestehende Posten 71 wurde 1912/1913 auf die Nordseite der Brenzbahn verlegt.
Für die Zeit vor dem Bau des →Ostgleises ist nicht genau zu bestimmen, wo dieser Posten stand. Er ist bis 1953 nicht in den städtischen Plänen verzeichnet. Ab den 1950er Jahren trägt in den Unterlagen der Bahn der Stellwerksposten für die Einfädelung des Ostgleises in die Brenzbahn die Nr. 72.
Bahnwärter:(bis 1900)
1878:
Matthäus Bippus
1880 - 1886:
Johann Eitele
1889:
Friedrich Schäf
1891 - 1900:
Jakob Gauruder
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Die Bahnwärter der Posten 71 und 72 wohnten zusammen mit Bediensteten des Haltepunktes Stuttgarter Tor in zwei Beamtenwohngebäuden östlich der Bahnbrücke über die Stuttgarter Straße. Diese Häuser stehen heute noch.
Posten 73, an der Stuttgarter Str. / beim Stuttgarter Tor
Km 71+000
Mit Einrichtung der Haltestelle Stuttgarter Tor im Jahr 1886 wurde der Posten dem Haltepunkt zugeordnet.
Bahnwärter:(bis 1900)
1883 - 1886:
Friedrich Schäf
1889:
Nepomuk Johann Löw
1891:
Leonhard Götz
1894 - 1900:
Johannes Schmid
1: Alle Angaben: Peter Wischenbarth - Eisenbahnstrecken und Industriegleise im Landkreis Neu-Ulm, Landratsamt Neu-Ulm; 2021 (→Literaturliste Schienenverkehr)
Ulm-Stuttgarter Linie
Bis ins Ende des 19.Jahrhunderts ist die →württ. Hauptbahn von Stuttgart über Ulm nach Friedrichshafen als einheitliche durchgehende Bahnlinie betrachtet worden. Die Bahnwärterhäuser an dieser Strecke sind daher von Geislingen kommend über Ulm hinaus fortlaufend durchnummeriert. Mit dem Abschluß der ersten großen Umbaumaßnahme des Bahnknotens Ulm Anfang der 1880er Jahre wurden die Streckenzweige Stuttgart-Ulm und Ulm-Friedrichshafen in eigenständige Linien getrennt. Die durchgehende Posten-Nummerierung hat man allerdings weitgehend beibehalten.
Posten 103 und 103a, Lerchenfeld
Km 85+050, Km 85+150
Mit der Erschließung des Gewerbegebiets Ulm-Nord in der ersten Hälfte der 1990er Jahre ist neben der Landesstraße L 1165 Stelzenäcker nach Beimerstetten auch eine Brücke über die Bahnstrecke nach Stuttgart neu gebaut worden. Der Posten 103 stand dem Brückenbau im Weg. Der benachbarte Posten 103 a konnte dagegen noch etwas bleiben, ist inzwischen aber auch abgerissen und durch einen Kleingarten und einen Sendemast ersetzt worden. Nördlich des Postens 103 lag der Lokkehrbahnhof Dornstadt.
Posten 104 u. 104a, Jungingen
Km 85+620, Km 85+900
Der Posten 104 an der Beimerstetter Straße ist noch bis 1982 in den Stadtplänen verzeichnet. Er musste dann wahrscheinlich dem Bau einer Brücke zur neuen L 1165 weichen. Beim Postens 104a lag der →Haltepunkt Jungingen. Posten und Empfangsgebäude des Haltepunktes wurden im Zuge der Erweiterung des Neubaubaugebiets nördlich der Schwarzenbergstraße nach 1973 abgerissen.
Posten 105, Jungingen
Km 86+750
Ähnlich wie Posten 104a ist der Posten 105 bei der Neuanlage des Wohngebiets im Norden von Jungingen Mitte der 1970er Jahre entfallen. Für die Siedlung wurde Richtung Bahngleise ein Lärmschutzwall und eine neue Brücke über die Bahn errichtet, denen das alte Bahnwärterhaus zum Opfer fiel.
In älteren Plänen ist noch ein Posten 105a nördlich der Bahntrasse vermerkt.
Posten 106 u. 106a, Ziegelweiler
Km 87+900
Beide Posten sind erhalten geblieben und repräsentieren heute die Erscheinungsweise der Doppelposten an dieser Hauptstrecke. Posten 106 ist noch bewohnt, Posten 106a verfällt leider zusehends.
Posten 107, bei Haslach
Dass Posten 107 bis heute überlebt hat ist wahrscheinlich seiner abgeschiedenen Lage geschuldet. Er wird nur noch als Lager- und Abstellplatz genutzt.
Bahnwärter:(bis 1900)
1860:
J.G.Baur
1865 - 1876:
Mart. Sigel
1878:
Robert Tschaffon
1880 - 1891:
G. Kühnle
1894 - 1900:
Georg Enderle
Posten 108, bei Oerlingen
Das heute aufwendig renovierte Bahnwärterhaus nördlich des Örlinger Hofs zeigt nur noch wenige Merkmale seiner einstigen Architektur.
Am Standort dieses Postens erinnert heute nichts mehr an seine frühere Existenz.
Bahnwärter:(bis 1900)
1860:
J.G.Zanger
1865
Gottlob Bayh
1868 - 1898:
Johs.Bihlmaier
1900:
Christoph Erb
Amtsblatt d. Württ. Verkehrsanstalten, 1898
Posten 110, am Festungsturm
Hoch über den Bahngleisen gelegen entzieht sich dieses weiterhin bewohnte Bahnwärterhaus durch den Bewuchs des Schwedenwäldles fast gänzlich den unerwünschten Blicken Fremder.
Bahnwärter:(bis 1900)
1860 - 1883:
Ferdinand Schabel
1886:
Ludwig Georg Sähr, Ferd. Schabel Witwe
1889 - 1900:
Karl Schabel
Posten 111, am Tunnel
Km 91+950
Wie beim →Posten 1 der Strecke nach Söflingen kennzeichnet die stadtinterne Bezeichnung "am Tunnel" die Lage vor der Bundesfestung, dessen Wallanlage bis Anfang des 20.Jahrhunderts mit einem Tunnel unterquert wurde.
Der Posten südlich des Tierasyls im Örlinger Tal ist Ende der 1970er Jahre abgerissen worden.
Bahnwärter:(bis 1900)
1860:
A.Lochbühler
1865 - 1868:
Wilibald Eisele
1870:
Xaver Buchmaier
1873 - 1876:
Joh. Friedrich Maier
1878:
Joh. Georg Eberhardt
1880 - 1886:
Maximilian Ruf
1889 - 1891:
Friedrich Lenz
1894 - 1900:
Joseph Dilger
Posten 112, beim Garnisons-Lazaret
Km 92+500
Erst rund 40 Jahre nach Eröffnung der Strecke entstand dieser Posten unterhalb der heutigen Augenklinik. Er sollte wahrscheinlich den Festungs-Tunnel stadtseitig absichern. Das Bahnwärterhaus wurde um 1986 an Privat verkauft und der daran vorbei führende beliebte Fußweg von der Schwabstraße zu den Kliniken und der FH (heute THU) geschlossen. Inzwischen ist das Anwesen verwaist.
Bahnwärter:(bis 1900)
1889 - 1891:
Maximilian Ruf
1894 - 1900:
Jakob Uhland
Posten 112 a, beim Rotochsenkeller
In der Zeit bis 1880 wird der frühere Posten 112 in den Adressbüchern unter der Bezeichnung "Ausserhalb, Am Kienlesberg", "ausserhalb des Tunnels an der Blaub. Bahnlinie" und "am Ochsenkeller" geführt bis er ab 1886 als "beim Rotochsenkeller" erscheint. Ab 1889 trägt er zur Unterscheidung vom neuen Posten beim Garnisons-Lazaret die Postennummer 112a.
Das Haus, das zuletzt nur noch als Standort eines Betriebs-/Mobilfunk-Mastes gedient hat, wurde 2024 abgerissen.
Bahnwärter:(bis 1900)
1860:
J.Eisele
1865 - 1876:
Joh. Pfizenmaier
1878 - 1886:
Martin Braig, Nepomuk Johann Löw
1889 - 1891:
Martin Braig, Anton Böck
1894:
Martin Braig, Joseph Neher
1896:
Martin Braig, Franz Buchmeyer
1898 - 1900:
Josef Beurer, Franz Buchmeyer
Posten 113, an der Blaubeurerstr.
Den Posten 113 gab es nur in den Anfangsjahren der Eisenbahn in Ulm. Seine Aufgabe war die Sicherung der schienengleichen Kreuzung der aus Norden in den Bahnhof einmündenden Strecken mit der Fernstraße nach Blaubeuren. Mit dem Bau der ersten Blaubeurer-Tor-Brücke 1875/76 entfiel der Posten.
Bahnwärter:(bis 1900)
1860:
J.Wolf
1865:
Gottlob Stetter
1868 - 1878:
Gust. Günter
Ulm-Friedrichshafener Linie
Für die →Südbahn ergaben sich nach der organisatorischen Abtrennung von der Ostbahn durch den Wegfall eines Postens im Ulmer Bahnhofsbereich Verschiebungen. Über die Benennung der Bahnwärterhäuser in den Ulmer Adressbüchern, die Namen der ansässigen Bahnwärter und anhand historischer Stadtpläne ist aber heute noch eine verlässliche Zuordnung möglich.
Daraus ergibt sich u.a., dass die Angaben in wikipedia (Stand April 2025) besonders zu den Haltepunkten Ulm-Donautal und Grimmelfingen nicht korrekt bzw. vollständig sind.
In der fortlaufenden Zählung der Betriebsstellen an der württ. Hauptbahn Cannstatt - Ulm - Friedrichshafen fällt den Ulmer Hauptbahnhof die Posten-Nummer 114 zu.
Posten 115, vor dem Gögglingerthor
Der Posten trug ab 1870 die Bezeichnung "am Eisenbahnübergang der Ehingerstraße". Dieser Übergang beim Mohrenköpfle war stark frequentiert und galt lange als Verkehrshindernis. Im Rahmen einer Umgestaltung dieses Bereichs wurde der Posten um 1880 der Bahn nach Augsburg zugeordnet und trug ab da die → Nummer 75.
Bahnwärter:(bis 1900)
1865 - 1868
Joh. Mailänder
1870 - 1878:
-
Posten 116, bei der Eisenbahnbrücke
Km 94+695
Dieser Posten trug bis zum Umbau des Ulmer Bahnhofs noch die Nummer 117 und die Standortbezeichnung "Lit. M, Obere Stadtfrontkaserne". Heute steht an seiner Stelle ein modernes Bürohochhaus.
Bahnwärter:(bis 1900)
1865 - 1878:
Christian Walter
1880 - 1900:
August Fahm
Posten 117, am Galgenberg
Km 96+353
Bis 1880 wurde dieser Posten noch als Nr. 118 geführt. Das noch heute bewohnte Haus ist in seinem Äusseren noch nahe am Originalzustand, die Elektrifizierung der Südbahn hat aber an den Aussenanlagen deutliche Spuren hinterlassen.
Ursprünglich trug dieser Posten die Nummer 119 und die Bezeichnung "Ausserhalb, Nächst d. Biberach-Ehinger Straße". Seine Aufgabe war die Sicherung des von der Biberach-Ehinger Straße abzweigenden Weges nach Wiblingen. Als erster Bahnwärter war dann Johann Amann auch zuständig für den nach der Jahrhundert-wende errichteten →Haltepunkt Donautal.
Später wurde für den Hp ein eigener Posten 108a (Km 98+019) eingerichtet.
Bahnwärter:(bis 1900)
1860 - 1868:
Chr. Bossler
1870 - 1880:
Joh. Adam Müller
1883:
Florian Sattler
1886:
Baptist Rupp
1889 - 1891:
Vinzenz Jeggle
1894:
Fidel Bolz
1896 -1900:
Johann Amann
Posten 119, Grimmelfingen
Km 99+412
Der Posten 119 sicherte den Bahnübergang zum Unteren Riedhof. Nach dem Bau einer Brücke in das neu eingerichtete →Industriegebiet Donautal Mitte der 1950er Jahre wird der Posten aufgegeben. An seiner Stelle entsteht im Jahr 2003 ein moderner Haltepunkt "Ulm-Donautal".
Südlich dieses Postens auf der Gemarkung des 1926 eingemeindeten Dorfes Grimmelfingen richtete die K.W.St.E. auf Verlangen der Landesarmenbehörde einen eigenen Haltepunkt ein. Zur Unterscheidung zum etwas nördlicher gelegenen Hp Donautal auf Ulmer Gemarkung trug dieser die Bezeichnung →Hp Grimmelfingen.
Haltepunkt Grimmelfingen, ca. 1885
Posten 120
Km 100+666
Dieser Posten gegenüber dem Magirus-Werk Donautal liegt auf der Gemarkung des 1974 eingemeindeten Dorfes Einsingen und war dem Bahnhof Einsingen zugeordnet. Er ist heute noch bewohnt.
Der vor der Jahrtausendwende abgerissene Bahnhof Einsingen war die südlichste besetzte Bahndienststelle an der Strecke nach Friedrichshafen im heutigen Ulmer Stadtgebiet. Der nächste Posten 121, Burren, liegt bereits auf Erbacher Flur.
Quellen: 1:Peter Wischenbarth - Eisenbahnstrecken und Industriegleise im Landkreis Neu-Ulm, Landratsamt Neu-Ulm; 2021 2: Dr. Freiherr v. Röll - Enzyklopädie des Eisenbahnwesens →Permalink 3: Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg (LABW, StAL), E 79 II Bü 925, →Permalink
- Standorte der Bahnwärterhäuser: LABW, StAL PL 723 Bü 44, PL 723 Bü 90, PL 723 Bü 136, PL 723 Bü 143
- Stadtarchiv Ulm, Adressbuch 1812 - 1939