Bis heute hat der Name "Ulmia" im holzverarbeitenden Handwerk einen fast legendären Ruf.
Es dürfte im deutschsprachigen Raum wohl kaum einen Tischler bzw. Schreiner älteren Semesters geben, der in seiner Werkzeugkiste kein Hobel oder Stemmeisen aus dieser Ulmer Traditionsfirma hat und dieses Werkzeug in hohen Ehren hält. Generationen nicht nur Ulmer Schüler lernten im Werkunterricht den Umgang mit Hammer und Säge auf Werkbänken von Ulmia.
Die Produkte dieser Firma zeichneten sich nicht nur durch eine ungewöhnlich hohe Qualität, Präzision und Langlebigkeit aus, Ott setzte mit seinen Entwicklungen, Neuerungen und Patenten oftmals den Maßstab, an dem sich die Mitbewerber zu orientieren hatten.
1879 erhielt er ein Patent auf die erste Handgehrungssäge heutiger Form. Der 1894 als Gebrauchsmuster angemeldete "Hobel mit aufgelegter Sohle und verstellbarem Plättchen zur Regulirung der Messeröffnung." wurde als "Reformhobel" von praktisch allen Hobelherstellern als Baumuster übernommen.
Georg Ott wurde 1853 als zweiter Sohn des Landwirts und Fuhrwerkbesitzers David Ott in Ulm geboren.
Nach seiner Lehrzeit in der Ulmer Möbelschreinerei Ludwig Kuttler (Rabengässchen, heute Kohlgasse, Haus C 216)² und der Wanderschaft als Geselle, die ihn nach Genf, Wien, Dresden und Berlin führte, arbeitete er einige Jahre in der Schreinerei Philipp Nürnberger (Frauengraben, Haus C 314)², bis er 1877 in der Radgasse (Haus D 156)² eine eigene Bau- und Möbelschreinerei gründete.
Der Erfolg seiner Gehrungssäge, die zunächst nur zur eigenen Verwendung gebaut, sehr schnell hohe Anerkennung im Kollegenkreis erlangte, bewog ihn die Tischlerei aufzugeben und sich ganz der Herstellung und dem Vertrieb der Säge zu widmen. Bei seinen Verkaufsreisen durch Deutschland, Österreich und die Schweiz muss er so erfolgreich gewesen sein, dass bald drei Wohnungen in der Radgasse für die Produktion freigeräumt und dort ein 2,5 PS-Gasmotor für den Antrieb der Maschinen aufgestellt werden mussten.
Die Räume wurden jedoch bald zu eng, Ott erwarb deshalb 1887 am Frauentor (verl. Frauenstr. 1², heute Frauenstr. nördl. d. Olgastraße, vermutlich auf dem Gelände der heutigen SüdwestPresse) die Wagenfabrik der Witwe Leohard Schiele. Für den Antrieb der Maschinen wurden dort zuerst eine 6 PS Dampfanlage, 1891 ein 16 PS starkes stationäres Lokomobil und schließlich 1897 eine 56 PS-Dampfmaschine aufgestellt. Lokomobil und Dampfmaschine lieferte die Maschinen- u. Kesselfabrik G.Kuhn in Stuttgart
-Berg.³ Die Produktpalette erweiterte sich um Kreissägen, Werkzeuge für die Bilderrahmenproduktion (in Ulm waren in dem Bereich die Firmen Aicham, Geiss und Wolbach tätig) und Schraubzwingen. Man widmete sich auch dem Bau patentierter Bandsägenfeilmaschinen und Schränkmaschinen. Mit Verschränken bezeichnet man bei einer Säge das Ausbiegen der Zähne wechselweise nach rechts und links damit sie beim Schnitt frei schneidet und nicht festklemmt.
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Der neue Firmensitz in der kurz zuvor erst erschlossenen Oststadt, in der König-Wilhelm-Straße 15, entstand in den Jahren 1897 und 1898. Hier kam zuerst eine 100 PS Dampfanlage zum Einsatz und ab 1912 eine Dampfmaschine mit 250 PS Leistung (320 PS max.), die wieder von Kuhn/Stuttgart geliefert worden war.³ Ausschlaggebend für den Neubau der Fabrik war wohl die große Nachfrage nach den neuen, patentierten Hobelbänken. In diesem Werk wurde dann bis zum Umzug ins Donautal 1998 produziert.
Georg Ott starb am 27.Dezember 1927. Die Firmenleitung übernahm danach sein Sohn Rudolf und sein Schwiegersohn Carl Peschke, die beide seit 1916 Teilhaber waren. Sein jüngerer Sohn Georg jr. starb bereits im Mai 1918 im Krieg.
Das Werk wurde 1945 bei einem Bombenangriff vollständig zerstört aber nach dem Krieg an gleicher Stelle wieder errichtet und in den Folgejahren erweitert.
Nach dem Umzug in das Ulmer Industriegebiet Donautal, in den Heuweg 3/1, wurden die Fabrikgebäude in der König-Wilhelm-Straße abgerissen und die Grundstücke mit Mehrfamilienhäusern bebaut.
Erhalten geblieben ist jedoch das 1904 gebaute Wohnhaus der Otts in der König-Wilhelm-Str. 17.